Begonnen hat meine Reise aber nicht auf den Galápagos-Inseln, sondern am Festland, im eigentlichen Staat Ecuador. Wer per Flugzeug in der Hauptstadt Quito landet, muss sich erst einmal an die Seehöhe anpassen – im Schnitt sind es über 2.800 Meter, die umliegenden Andengipfel, allesamt Vulkane, ragen bis zu 4.600 Meter auf.
Unter der stets sachkundigen und gut aufgelegten Führung meiner Reiseleiterin Vibeka, die ein geradezu perfektes Deutsch spricht, habe ich nach einer ruhigen erholsamen Nacht im bequemen Hotelbett gleich am nächsten Tag Gelegenheit, die Altstadt Quitos zu erkunden, der höchstgelegenen Hauptstadt des Planeten.
Sicher fühle ich mich dabei immer, auch wegen der präsenten Touristenpolizei: Zwei der Beamtinnen möchten sich gleich mit mir fotografieren lassen, vielleicht als Arbeitsnachweis oder weil sonst gerade nicht viel zu tun ist.
Wie in Kaskaden fluten die Häusermassen der riesigen Stadt von den Hängen der Vulkane Rucu Pichincha und Guagua Pichincha hinab in die Hochtäler, die voll von geschäftigem Leben und brausendem Verkehr sind. Prunkvolle Zeugnisse der moderneren Geschichte Ecuadors sind die Kirchen und Klöster Quitos. Fast ununterbrochen wird die Messe gefeiert, der Zustrom der größtenteils traditionell katholischen Ecuadorianer ist gewiss.
Eine Stadtbesichtigung in dieser Höhenlage kann freilich auf die Dauer durchaus anstrengend sein, daher tut eine Pause gut: Der Koka-Tee belebt nicht nur den Geist, sondern beruhigt gleichzeitig auch die Magennerven.
Quito erstreckt sich in Nord-Süd-Richtung mehr als 60 Kilometer weit. Gleich nördlich der Stadt verläuft der Äquator, der – um der nationalen Einheit willen – 1830 auch als Name des neuen Staates Ecuador gewählt wurde. Ein eigens eingerichteter Themenpark samt Monument markiert den Verlauf des Äquators. Im nahen Inti-Ñan-Museum lerne ich viel über den synkretistischen Naturglauben vieler Einheimischer.
Panamericana und Humboldt
Straße der Vulkane nennt sich der Abschnitt der "Panamericana", der südlich von Quito zu den von Schnee bedeckten Vulkanriesen Cotopaxi (5.897 Meter) und Chimborazo (6.310 Meter) führt. Genau auf dieser Route begründete Alexander von Humboldt mit seiner Forschungsreise Anfang des 19. Jahrhunderts die moderne Geowissenschaft.
Ich habe es gemütlicher als Humboldt, der in Gehrock und Straßenschuhen zu Fuß einen Sechstausender in Angriff nahm. Denn im Nationalpark Cotopaxi führt heute eine Schotterstraße bis zu einem Parkplatz auf fast 4.000 Meter Seehöhe, wo Gelegenheit zu einem (buchstäblich) atemberaubenden Spazierweg rund um einen See ist. Ständiger Blickfang sind die wilden Pferde, die an den Abhängen grasen. Der Vulkan ist hochaktiv, aber heute ist davon nichts zu sehen, denn der formschöne Kegel ist in Regenwolken gehüllt.
Mit jedem Tag in Ecuador wird die Vielfalt des Landes greifbarer. Nur eine Tagesfahrt von Quito in Richtung Pazifik liegt der subtropische Nebelwald von Mindo auf etwa 2.000 Meter Seehöhe. Auch hier bin ich am Äquator, aber die Temperatur könnte mit 20 Grad angenehmer nicht sein. Eine wackelige Seilbahn führt über einen Abgrund hinüber ins Herz des Dschungels, der mich mit einem deftigen Regenguss empfängt. Bald patschnass streife ich allein durch Nebel und Regen, alle Sinne positiv und dankbar angespannt, am Wasserfall am Ende des Weges setze ich mich auf einen Stein und lasse die Gedanken frei.
Bei vielen Indígenas ist noch heute der Glaube an die Pacha Mama, die Leben schenkende Mutter Erde, stark und wirkmächtig. Und wir Menschen werden wohl nur überleben können, wenn wir uns mit dieser Natur gut stellen – in Ecuador und zu Hause.
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