Was nicht so bekannt ist: Madrid, das mehr als drei Millionen Menschen beherbergt (in der gesamten Region Madrid sind es über sechs), liegt auf einer karstigen Ebene zwischen 600 und 900 Meter hoch. Auf der Puerta del Sol, vor der Hauptpost, laufen alle großen Straßen des Landes zusammen. Der Punkt, von dem aus die Entfernungsangaben an den Nationalstraßen gemessen werden, ist mit einer Bodenplatte markiert.
Gleich nördlich der Stadt erhebt sich die bis zu 2400 Meter hohe Sierra de Guadarrama, jenseits davon liegt "Altkastilien", das mit Segovia ein einfach erreichbares Ausflugsziel erster Klasse bietet.
Auf engstem Raum konzentriert sich in dem Städtchen über den Flüssen Eresma und Clamores alles, wofür Kastilien bekannt ist: herrschaftliche Häuser, hübsche Gassen, großartige Kirchen und eine stolze Burg. Haupt-Attraktion aber ist der 1900 Jahre alte, phantastisch gut erhaltene, 730 Meter lange und 30 Meter hohe römische Aquädukt. Wir spazieren durch die Altstadt zu der altkastilischen Burganlage, von der man eine herrliche Aussicht auf die Berge und die Hochebene hat.
La Mancha kommt aus dem Arabischen ("al-manschara") und heißt so viel wie "flaches Land".
Roland Fibich, Reiseredakteur
Kulinarisches Wahrzeichen der Stadt ist "Cochinillo asado", ein überaus deftiges Spanferkel, das zum Beispiel im traditionsreichen Meson de Cándido gleich unterhalb des Aquädukts serviert wird: Hier zerteilt der Chef das gegrillte Tier höchstpersönlich am Tisch der Gäste, was nicht jedermanns Sache ist. Doch wie man hört, kommen zahlreiche Madrileños extra aus der Hauptstadt, um genau das zu sehen.
Von Madrids Atocha-Bahnhof verkehrt jede Stunde ein Hochgeschwindigkeitszug auch nach Süden, in die Landschaft "La Mancha", was aus dem Arabischen "al-manschara" kommt und so viel wie "flaches Land" heißt. Und aus genau diesem erhebt sich nach einer knappen Stunde Fahrzeit ein mächtiger Granitfelsen mit einer Stadt und einem Alcazar oben darauf: Toledo, zu Stein gewordene Geschichte.
Toledo war Hauptstadt der iberischen Carpetaner, dann römisches Toletum sowie Hauptsitz (und Konzilsort) der Westgoten und wurde schließlich im Jahre 712 von den Arabern erobert. Es folgte eine kulturelle Blütezeit, die auch nach der "Reconquista" durch König Alfons VI. nicht endete und Toledo am Schnittpunkt von "Orient und Okzident" zu einem Zentrum europäischer Wissenschaft machte.
Die Stadt hat auch heute etwas an sich, das alle Besucher:innen glücklich machen wird. Wer sich für ihre Geschichte interessiert, wird in der Kathedrale und in den zahlreichen Museen glücklich werden, die zum Beispiel einzigartige Schätze der Westgoten zeigen. Wer es lieber gemütlich hat, wird beim Bummel durch die engen Gassen mit ihren kleinen Geschäften froh werden (und es auch schätzen, dass eine moderne Rolltreppe den steilen Aufstieg in die Stadt erleichtert). Und nicht zuletzt machen es die zahlreichen Bars und Restaurants in der Altstadt einfach, Toledo zu lieben.
Den besten Blick auf die von drei Mauern umgebene Stadt hat man von den Panorama-Punkten oberhalb des Flusses Tajo. Wenn dann die im Westen untergehende Sonne auf Stadt und Alcazar trifft und man diese weltberühmte Aussicht genießen kann, ist man dankbar, dass Kastilien seinen Ruf hierzulande als eher sprödes und wenig interessantes Reiseziel so eindrucksvoll widerlegt hat.
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