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© SMG– Werner Dieterich
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April 2025

In Porsches Palast

Kaum eine andere Marke ist emotional so aufgeladen: Weit mehr Menschen als einen Porsche besitzen, träumen von einem. Für beide ist das Museum eine Pilgerstätte.

Keine Frage, Porsche ist ein Mythos, ein Synonym für Sportwagen – außer vielleicht in China, wo man die Marke eher mit dem Cayenne, einem SUV, assoziiert als mit dem Elfer, dem Porsche 911, der fast überall als Ikone wahrgenommen wird. Obwohl auch immer öfter Reisende aus China im Porsche Museum am Porsche Platz 1 im Stuttgarter Außenbezirk Zuffenhausen gesichtet werden. Und sich wundern, was es in dem ganz in coolem Weiß gehaltenen Inneren des vom Wiener Architektenduo Delugan Meissl spektakulär designten Baus alles zu sehen gibt.

Gehen wir chronologisch vor, starten wir unseren Rundgang am Ende der Rolltreppe, die von den Kassen und dem Café nach oben führt. Hier tauchen wir erst einmal ganz tief ins Erbe der Marke ein, in die Zeit, als es noch keine Porsches gab, aber Ferdinand Porsche sich bereits einen Namen als Konstrukteur gemacht hatte.

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Wie es mit Ferdinand Porsche weiterging: Er ging als Leiter des Konstruktionsbüros und Vorstandsmitglied zu Mercedes – und damit erstmals nach Stuttgart. Nur ein Jahr dauerte sein Gastspiel 1929/30 bei Steyr, ehe er sich mit einem eigenen Konstruktionsbüro selbstständig machte – wiederum in Stuttgart. Ab 1934 konstruierte er Grand-Prix-Rennwagen von Auto Union und arbeitete an dem von Nazi-Führer Adolf Hitler gewünschten "Volkswagen", für den im Wolfsburg ein eigenes Werk errichtet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangte dieses Auto als "Käfer" Berühmtheit als meistverkauftes Auto der Welt. 21.529.464 Exemplare wurden bis 2003 gebaut. Die letzten liefen in Mexiko vom Band.

Dem Motorsport blieb Ferdinand Porsche zeitlebens verbunden. Er und sein Sohn träumten von einer eigenen Sportwagenmarke mit dem Namen der Familie. In den Nachkriegswirren traf es sich gut, dass man 1939 schon den Prototyp eines aerodynamisch spektakulär optimierten und auf 32 PS erstarkten Volkswagens gebaut hatte, der bei der Fernfahrt Berlin–Rom starten sollte. Die wurde aber kriegsbedingt abgesagt und der vom Niederösterreicher Erwin Komenda gestylte Typ 64 (Bild unten) quasi zur Blaupause für die ersten Porsches. Die wurden aber noch nicht in Stuttgart gebaut, sondern erst einmal in Gmünd in Kärnten. Wie es dazu kam und wie es dort lief, ist in dieser auto touring-Reportage nachzulesen.

IMG_0231 (Kopie)_CMS.JPG Kurt Zeillinger
© Kurt Zeillinger

Die ersten 52 Porsches kamen also aus Österreich. Ihre Karosserien wurden aus Aluminium handgedengelt, ihr Verkauf verlief vielversprechend. Die Porsches wollten ausbauen, aber weil das nicht klappte, ging man 1950 wieder nach Stuttgart. Und entwarf neben Autos vier Jahre später auch das Firmenwappen mit dem springenden Pferd.

Schon in den 1930ern hatte Ferdinand Porsche mit seinen Stuttgarter Konstrukteursteam Grand-Prix-Rennwagen für Auto Union konstruiert. Da verwundert es nicht, dass er gleich nach dem Zweiten Weltkrieg noch in Gmünd mit einigen Mitstreitern von damals und finanziell potenten Auftraggebern aus Italien einen weiteren Grand-Prix-Wagen auf die Beine stellte.

Zu Porsches DNA gehört also seit jeher der Motorsport. Deshalb war es für nur eine Frage der Zeit, auch für die eigene Marke zwecks Imageaufbau an Rennen teilzunehmen. Es dauerte nicht lange, bis die ersten Porsches auf den Rennstrecken auftauchten.

Irgendwann Ende der 1950er zeichnete sich ab, dass das höchst erfolgreiche Modell 356 die Sportwagenschmiede nicht bis in alle Zukunft am Leben erhalten kann. Man begann, sich über einen Nachfolger Gedanken zu machen. Was damals noch niemand wissen konnte: Man arbeitete an einer Maßstäbe setzenden Legende, die auch heute noch, 65 Jahre später, ihre Gültigkeit hat und als Ikone unter den Sportwagen gilt – als Porsche 911.

Interessant: Zuerst verkaufte sich der noch parallel weiterhin angebotene, schwächere Porsche 356 noch besser. Aber spätestens bis Mitte der 1960er war dann die sechszylindrige Ikone 911 (zuerst mit 130 PS) endgültig auf Schiene. Zu Beginn gab es auch noch einen 90 PS starken 911T mit dem alten Vierzylindermotor.

Und weil im letzten Foto auch von einer Studie die Rede war: Prototypen gab es viele. Und immer wieder werden sie auch im Porsche Museum ausgestellt. Derzeit leider nicht zu sehen (vielleicht ein anderes Mal wieder) sind ein gleich wieder verworfener viersitziger 911 mit 35 Zentimeter längerem Radstand aus dem Jahr 1970 und ein Panamera-Vorgänger mit Stilelementen des Elfers.

Porsche ist Motorsport seit der Anfangszeit der Marke. Davon war schon die Rede. Aber wie entwickelte sich die Marke diesbezüglich weiter? Mit einem eigenen Auto in die Formel 1 wie von 1961–1964 traute man sich zwar nicht mehr, aber als Motorenlieferant für McLaren war man ab 1983 doch ziemlich erfolgreich, Stichwort Niki Laudas WM-Titel 84. Die Domäne der Stuttgarter Rennabteilung blieben aber die Sportwagen. Ein Trend lässt sich bei den dabei eingesetzten Porsches sehr gut verfolgen: Sie wurden immer stärker und immer schneller.

Das Porsche Museum ist kein statischer Ort, ständig werden Schaustücke ausgetauscht, immer wieder stoßen neue dazu. So kommen auch all jene auf ihre Rechnung, die Porsches Palast in einem der letzen Jahre besucht haben. Für Kinder gibt es spezielle Programme, für Familien und Freundeskreise Escape Games, für Fotofans Workshops abseits der Öffnungszeiten.

Das Museum ist Di–So von 9–18 Uhr geöffnet, das Tagesticket kostet 12 Euro für Erwachsene, für Familien gibt es spezielle ermäßigte Tickets. Tipp: Tagesrand-Tickets zum halben Preis.

Autofans, die nicht nur des Porsche Museums wegen nach Stuttgart kommen, sondern die Stadt auch erleben möchten, finden Anregungen dazu in diesem Artikel.

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