Ostwind ist eine Seltenheit in der Bucht vor Glengarriff ganz im Südwesten Irlands. Mein Pech, dass er ausgerechnet in diesen Stunden lebhaft auffrischt. Denn heute bin ich nicht zu Lande, sondern zu Wasser unterwegs: Gut eingepackt in Schwimmweste und Neoprenanzug stecke ich in einem Paddelboot und versuche, Kurs auf eine bewaldete Insel zu halten.
Voraus zieht Nathan von "Outdoors Ireland" mit kräftigen Zügen durch Wind und Wellen. Beim Treffen vor gut zwei Stunden an der Pier von Glengarriff hatte Nathan das Paddelboot so selbstverständlich alleine vom Anhänger gehoben, als wäre es ein federleichtes Modell aus Papier.
"Was machst du so, wenn du nicht gerade mit Touristen durch die Bucht paddelst?", hatte ich ihn gefragt. "Ich trainiere Überlebenstrainer, auch fürs Militär." Na servas.
Aber ich will die Anstrengungen dieser Stunden im Paddelboot nicht im Nachhinein unmäßig übertreiben. Wirklich heftig waren ja nur die letzten 30 Minuten, genauer gesagt eben der blöde Ostwind. Vorher waren wir gemütlich über spiegelglattes Wasser hinüber zu einer verwunschenen Insel gepaddelt, hatten frische Austern gekostet, die Nathan fachmännisch von den Felsen schnitt, und uns von Robben bestaunen lassen, die uns umkreisten, da und dort wie Bojen auftauchten, als wollten sie unseren Weg durch ihr Revier markieren.
Kommentare