Bad Ischl_008_CMS.jpg Lydia Silberknoll
© Lydia Silberknoll
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Mai 2024

Auf Sisis Spuren

Kaiserstadt, Kulturhauptstadt, Kurort – Bad Ischl begeisterte schon Kaiserin Elisabeth. Wir haben einige Tipps, wo Sisi heute zu finden ist.

Das Leben der jungen Elisabeth sollte sich im Sommer 1853 von Grund auf ändern. Damals erblickt Kaiser Franz Joseph I. die 15-Jährige Sisi in Bad Ischl und ist sofort verliebt. Drei Tage darauf sind sie verlobt. Der Rest ist Geschichte. Seither fasziniert Sisis Leben, genau wie ihr tra­gisches Ende. Es ist der Ort, in dem Franz Joseph sie zum ersten Mal sowie zum letzten Mal sehen wird, als sie vom Bad Ischler Bahnhof aus ihre schicksalsträchtige Reise nach Genf antritt. Hier, wo sie 40 Sommer verbrachte, auf ihren Zauberberg wanderte, Gedichte schrieb und mehr Freiheiten genoss als in Wien, kann man ihr besonders gut nachspüren.

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Royal flanieren in Bad Ischl

Um in das Sisi-Feeling der Stadt im Salzkammergut einzutauchen, treffen wir Sisi-Darstellerin Annabella Leu. Gemeinsam mit der 33-Jährigen spazieren wir durch die Stadt. Dabei zieht sie in ihrem Kostüm alle Blicke auf sich. "Mama, die Sisi!", ruft gleich ein Kind, Erwachsene machen unauffällig Fotos, staunen und tuscheln. Leu lacht, sie ist solche Situationen gewohnt, schließlich tritt sie seit 2011 als Sisi während der Kaisertage im ­August und bei Veranstaltungen auf (siehe Interview hier).

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Redakteurin Lydia Silberknoll unterwegs mit der "Kaiserin".

Apropos Kaisertage: Für alle, die gerne in ein wenig Nostalgie schwelgen, einmal in historische Kostüme schlüpfen und in die "gute alte Zeit" eintauchen möchten, zahlt sich ein Besuch vom 9. bis 18. August aus. In dieser Zeit rund um den Geburtstag von Kaiser Franz Joseph finden zahlreiche spannende, historisch-nostalgische, aber auch leicht ironische Veranstaltungen statt.

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Nostalgie-Feeling an den Kaisertagen im August.

Geführte Tour durch die Stadt

Nach unserem "royalen" Plausch spazieren wir weiter durch die Kurstadt. Dieses Mal in Begleitung von Austria Guide Katharina Steinkogler. Sie unternimmt mit uns eine Sisi-Führung. Wir beginnen die Tour vom Sisi-Park aus, in dem 2024 anlässlich des Kulturhauptstadt-Jahres die Ausstellung "Åhnlroas – Alt:Neu:modisch" mit amüsanten Bildern "echter", reifer Supermodels zu sehen ist.

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Mit Austria Guide Katharina durch die Stadt. Sie erzählt uns über Sisi und die Stadtgeschichte und weist uns auch auf spannende Installationen hin. Im Bild: Gedenkprojekt Stecknadeln der Erinnerung.

Im Park finden wir noch Überbleibsel der Gartenschau von 2015. Sisis Gedichte etwa, die auf sternenförmig angeordneten Leinwänden gedruckt sind oder die weißen Pferde in der Nähe der Trabrennbahn. Schließlich war die Kaiserin eine exzellente Reiterin und Pferdenärrin.

Sisi überall

Beim Flanieren durch die Innenstadt ist die ehemalige Kaiserin überall präsent. Vom Sisi-Park geht es zu ihrem Verlobungsort, dem Hotel Austria (heute Stadtmuseum), und vorbei an der Kaiserin-Elisabeth-Brücke.

Kaiserliches Highlight

Ein Highlight in Bad Ischl ist natürlich die Kaiservilla in Form ­eines E, die bis heute von Sisis Nach­fahren bewohnt wird. Dort treffen wir nicht nur Sisis Ururenkel Maximilian und Valentin Habsburg, die selbst Führungen durch die Villa leiten, sondern bestaunen auch die Nachbildung von Sisis Silberhochzeitskleides. Spannend wird es, als wir das wiederentdeckte Gemälde der jungen Sisi betrachten. Die Leihgabe des Schlesischen Landesmuseums in Opava, Tschechien, zeigt die Kaiserin in einem mysteriösen Kleid. Historiker:innen rätseln, ob es sich dabei um ihr Hochzeitskleid handeln könnte. Ob dieses Rätsel wohl je gelöst werden wird, steht in den Sternen.

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Anlässlich der Vermählung des Kaiserpaares erstand Franz Josephs Mutter Sophie die Villa und ließ sie in Form eines E umbauen.
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Ein Geschenk von Königin Victoria an Sisi steht vor der Kaiservilla: Der "Loser" (Lauschende).
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In der Kaiservilla ist derzeit auch die Rekonstruktion des Kleides, das die Kaiserin zur silbernen Hochzeit trug, zu sehen.

Von der Kaiservilla aus lohnt sich die kurze Wanderung zum Marmorschössl, das Franz Joseph für seine Frau im Tudorstil errichten ließ. Austria Guide Helga Peer, die Sisi-Expertin, erklärt: "Dieser Stil wurde gewählt, da Sisi sehr anglophil war. Sie pflegte auch eine Freundschaft mit Königin Victoria."
Ursprünglich als kaiserliches Cottage bekannt – ein Name, den die Einheimischen der Legende nach nur schlecht aussprechen konnten – bürgerte sich bald die Bezeichnung "Marmorschlössl" ein. Das Gebäude ist allerdings nicht aus Marmor, sondern aus Kalksteinen aus der Region erbaut. Von dort aus bietet sich den Besuchenden ein guter Blick auf Sisis Zauberberg, den sie auch in Gedichten beschreibt und auf die Kaiservilla.

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Das kaiserliche Cottage im Tudorstil, besser bekannt als Marmorschlössl.

Genießen und Gustieren

Kunst und Kaffee: Sisi-Andenken mit Augenzwinkern, regionale Kunst und Produkte gibt's im "Sissikuss"-Pavillon an der Sophiens Esplanade von Künstlerin Katharina Weglehner.

Süßer Genuss: Ein Besuch in einer der beiden Filialen der Konditorei Zauner darf nicht fehlen. Hier gibt es neben süßen Mehlspeisen auch Sisis Favoriten: kandierte Veilchen. Wir kosten die Kaiserin-Elisabeth-Torte, den Zaunerstollen und die Kaisertorte.

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Die Kaiserin-Elisabeth-Torte von der Konditorei Zauner bei Kaiserwetter direkt am Traunufer genießen. Ja, sie ist so gut, wie sie aussieht.

Prominenz

Als die Habsburger Ischl als Kurort und zur Sommerfrische auserkoren, bedeutete das einen enormen Aufschwung für die Stadt. Plötzlich kamen immer mehr Sommerfrischler, heute würden wir wohl Touristen sagen, in den kleinen Ort. Mit ihnen fanden sich auch Wissenschaftler, Künstler, Musiker und Dichter ein. "Hier versammelte sich die gesamte Prominenz der damaligen Zeit", erzählt Austria Guide Katharina. Diesen zahlreichen prominenten Besuchern sind in Bad Ischl rund 140 große und kleine Denkmäler und Gedenktafeln gewidmet. Übrigens war sogar der amerikanische Schriftsteller Mark Twain gegen Ende des 19. Jahrhunderts in der Stadt. Seine Begeisterung hielt sich in Grenzen, soll er doch die mangelnde Elektrifizierung und das zeitige Löschen der Kerzen im damaligen Hotel Elisabeth (heute Restauration Elisabeth) bemängelt haben und schnell wieder abgereist sein.

Doch wie Mark Twain dachten nur wenige. Unter den wiederkehrenden Besuchern waren etwa der berühmte Komponist Anton Bruckner und Operettenkomponist Franz Lehár. "Er war so etwas wie ein Superstar damals", betont unsere Guide. Lehár lebte hier bis zu seinem Tod und wurde sogar zum Ehrenbürger ernannt. Bis heute ist er mit dem jährlich stattfindenden Lehár-Festival prominent vertreten. Nicht zu vergessen, das vor kurzem wieder eröffnete Lehár-Museum in seinem ehemaligen Wohnhaus.

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Das Lehár Museum im ehemaligen Haus des Komponisten an der Traun ist seit Mai wieder eröffnet.

Stimmungsvolle Kirche

"Der einzige Doppeladler der Stadt, der nichts mit Franz Joseph zu tun hat", erzählt uns Stadtführerin Katharina lachend. Der Neubau der St.-Nikolaus-Kirche fand unter Kaiserin Maria Theresia statt. Da aber das Geld irgendwann ausging, blieb der Innenraum bei der Weihe 1780 noch eher schlicht. Erst später folgten die imposanten Fresken von Georg Mader, die heute die Kirche im Stil des Historismus schmücken. Beim Besuch der Kirche unbedingt in den Altarbereich gehen und einen Blick auf die Bilder werfen, ein einem versteckt sich das Kaiserpaar.

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Der einzige Doppeladler von Bad Ischl, der nichts mit Franz Joseph zu tun hat.

Hier holte sich das junge Paar am 19. August 1853 den Verlobungssegen. Und hier spielte Anton Bruckner auf der Orgel und Sisis Lieblingstochter Marie Valerie durfte 1890 in dieser Kirche aus Liebe heiraten. Bis heute findet jedes Jahr am 18. August, dem Geburtstag des Kaisers, die Kaisermesse statt.

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Beeindruckende Fresken im Stil des Historismus in der St.-Nikolaus-Kirche.

Mein Fazit

Bad Ischl ist auch 170 Jahre später eine Reise wert. Wir verstehen, warum es den Habsburgern hier gefiel. Die frische Luft, die freundlichen Leute und das gute Essen, der Mix ist stimmig. Noch dazu locken 2024 viele kulturelle Höhepunkte in die Region, die als Kulturhauptstadt glänzen kann. Und Sisi? Ihre Spuren haben wir auf unserer Reise selbst an den ungewöhnlichsten Orten gefunden. Sisi und das Kaiserhaus faszinieren bis heute, locken Interessierte und Fans an. In Bad Ischl wird man schnell vom Sisi-Fieber gepackt, das beim Duft der Veilchen-Seife noch zu Hause nachhallt.

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Veilchen-Seife mit Sisis Konterfei. Kitschig, aber wohlriechend.

Infos:

Übernachtungstipp: Villa Seilern Vital Resort. Historische neu renovierte Villa, in der einst sogar Kronprinz Rudolf zu Gast gewesen sein soll. Tolles Frühstück. Im modernen Teil befinden sich die Zimmer und der Wellnessbereich.

Essen: Im Hubertushof genüsslich speisen und danach die Kaiservilla besuchen. Das Wirtshaus liegt direkt daneben.

Weitere Infos über Bad Ischl, zum Kulturhauptstadt-Jahr und über die Region finden Sie beim Tourismusverband Bad Ischl in der ehemaligen Trinkhalle inmitten der Stadt.

Anreise: Bad Ischl ist ideal und klimafreundlich zum Beispiel von Wien aus in nur drei Stunden mit dem Zug zu erreichen. Der Bahnhof befindet sich nur wenige Gehminuten von der Stadtmitte entfernt.

Spartipp für Kulturinteressierte: Die Kultur-Card, nähere Infos hier.

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Der Bahnhof ist ideal und klimafreundlich im Stundentakt aus Wien erreichbar. Im Vordergrund ist die Skulptur von Xenia Hausner anlässlich des Kulturhauptstadtjahres zu sehen.
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Zum Schmunzeln. Sisi ist überall, selbst am stillen Örtchen beim Zauner in der Stadt. Bei den Herren ist übrigens der Kaiser anwesend.
Bad Ischl_012_CMS.jpg KHS/Wolfgang Spekner © KHS/Wolfgang Spekner
Die ehemalige Trinkhalle in Bad Ischl, heute beherbergt sie den Tourismusverband.

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