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© Christoph Löger
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Februar 2025

Monaco: Tipps zum Besuch der Rennstrecke

Die berühmte Stadtkurs in Monaco ist an den Formel-1-Wochenenden völlig überlaufen. Wir haben Vorschläge für einen Besuch außerhalb der Trubel-Zeit. Ein Roadtrip ins flotte Fürstentum.

Rund ein Drittel der monegassischen Bevölkerung Monacos besitzt Vermögenswerte von über einer Million Dollar. Ein Ausflug in das Motorsport-Mekka an der Côte d'Azur muss dennoch nicht teuer sein – sofern man ein paar Dinge beachtet.

Wir sind für diese Story mit dem Auto auf eigene Faust angereist – und unsere Geldtaschen waren noch dazu verhältnismäßig dünn befüllt…

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Plötzlich habe ich realisiert, dass ich mein Auto nicht mehr bewusst fahre. Da war nur mehr eine Art von Instinkt, in einer ganz anderen Dimension.

Ayrton Senna, Monaco 1988

Zum Einstieg: Monaco und die Formel 1

Der Große Preis von Monaco ist das wohl prestigeträchtigste Autorennen der Welt – und seit Jahrzehnten ein Eckpfeiler der Formel-1-Weltmeisterschaft.

An vielen Stellen der fahrtechnisch extrem herausfordernden Strecke, auf der 1929 erstmals ein Rennen stattfand, finden sich Erinnerungen zu ihrer Motorsport-Historie.

Einige sind älteren Datums, manche noch ganz frisch…

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1 Die Bronze-Statue des siebenfachen argentinischen F1-Weltmeisters und Monaco-Mehrfach-Siegers Juan Manuel Fangio (geboren 1911, gestorben 1995), befindet sich hier an der Avenue du Port. © Julia Pachler

2 Wer genau schaut, kann ausgangs der Sainte-Dévote-Kurve (der ersten Biegung nach Start/Ziel) auf den Curbs am Boden noch Reifenspuren des letzten Rennens erspähen. Die Kurve ist wegen ihrer Uneinsichtigkeit regelmäßig Schauplatz für spektakuläre Ausrutscher. © Julia Pachler

3 Kurz vor dem Eingang in den legendären Tunnel steht diese Skulptur eines F1-Autos. Sie wurde 2000 enthüllt und erinnert an den fulminanten 1998er-Sieg des Finnen Mika Häkkinen, der damals für das britische McLaren-Team fuhr und am Rennwochenende sowohl Pole Position, alle Führungsrunden und noch dazu die schnellste Rennrunde für sich verbuchen konnte. © Julia Pachler

Anreise

Für die standesgemäße Fahrt ins Fürstentum verwenden Motorsport-Freaks am besten das eigene Auto. Der Roadtrip dauert von Wien aus ca. 13 Stunden, auf halbem Weg empfiehlt sich aber natürlich eine Zwischen-Übernachtung an der oberen Adria.

Venedig würde sich da als Zusatz-Sightseeing zwar anbieten, ist aber a) zum reinen Übernachten schlicht zu teuer und b) ein zeitlich zu großer Umweg, wenn man das Ziel Monaco geistig schon anvisiert hat.

Wir haben deshalb den weithin unbekannten, aber wundervollen kleinen Ort Marano Lagunare gewählt. Der liegt keine 10 Minuten von der Autobahn entfernt, ist außerhalb der Sommersaison komplett touristenfrei und hatte in unserem Fall noch drei weitere entscheidende Vorteile: preisgünstiges Hotel, sensationelle Trattorias mit lokalem Fisch und eine fast gespenstisch ruhige Innenstadt für den so wichtigen Verdauungs-Spaziergang.

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Zwischenstopp auf dem Weg nach Monaco: Der Ort Marano Lagunare an der oberen Adria.

Ankunft in Monaco

Die spektakulärste Aussicht auf das kleine Fürstentum ist gleich einmal kostenlos und eine wirklich dringende Empfehlung, bevor man sich auf das enge Straßengeläuf Monacos einlässt.

Der exakte Spot (hier die Google Maps-Koodinaten), an dem unser folgendes Foto enstand, befindet sich in der Gemeinde La Turbie hoch oberhalb der Stadt, vom kostenlosen Parkplatz (hier wiederum dessen Koordinaten fürs Navi) zum Aussichtspunkt geht es rund eine halbe Stunde lang zu Fuß recht steil bergauf.

Verdiente Ernte für die Mühsal während des Anstiegs: der unfassbar gute Geruch der mediterranen Vegetation an der Côte d’Azur – samt feiner Salz-Meeresbrise in der Nase und akustischer Untermalung durch ein Zikaden-Orchester im Ohr.

Ein Fest für wirklich alle Sinne, besser geht’s nicht.

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Bienvenue à Monaco!

Selbstversuch: eine Runde über den Kurs

Wir starten unseren Besuch in Monaco natürlich gleich einmal mit einer schnellen Runde über die Rennstrecke. Dafür sind wir schließlich hier.

Gleich vorweg: Die Pole-Position-Zeit im Qualifying zum F1-Grand-Prix 2024 betrug 1:10.270.

Noch einmal zum langsam Mitlesen: 1 Minute. 10 Sekunden. 2 Zehntel. 7 Hundertstel.

Bei einer Streckenlänge von 3,337 Kilometer.

Unvorstellbar eigentlich. Vor allem, wenn man vor Ort selbst sieht, wie eng der Kurs ist und dass er an keiner einzigen Stelle nur den geringsten Fahrfehler verzeiht.

Fabriziert hat die Sensationsrunde (samt Sieg am Tag darauf) im Vorjahr übrigens niemand Geringerer als Ferrari-Pilot Charles Leclerc. Der 27-jährige kennt die Strecke schon ziemlich lange: Er ist nämlich nicht – wie so viele seiner Kollegen – aus steuerlichen Gründen ins Fürstentum ausgewandert, sondern ist tatsächlich dort geboren und aufgewachsen.

Schönes Zitat von ihm: "Es ist verrückt, dass ich heute selbst gegen Leute wie Fernando Alonso fahre, während ich mich noch gut daran erinnern kann, dass ich ihm als Kind damals vom Balkon unserer Wohnung von oben zugeschaut habe."

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Local Hero: Charles Leclerc.

Nun gut, Charles.

Jetzt bin aber ich am Start, der professionelle auto touring-Motorjournalist. Das Fahrzeug meiner Wahl: ein recht gut motorisierter Toyota Prius Hybrid, seines Zeichens aktueller Kandidat im Dauertest-Fuhrpark der Redaktion.

Bittere Erkenntnis: Ich benötige für die Runde doch knapp unter 10 Minuten. Aber gar nicht so schlecht, wenn man den vormittäglichen Stadtverkehr und die Einhaltung aller Speed-Limits mitdenkt.

(Hinweis: Wir sind im folgenden Onboard-Video den tatsächlichen Streckenverlauf abgefahren, der sich vielen Monaco-Besucher:innen vor Ort optisch nicht gleich erschließt, weil die ansonsten ganzjährig völlig frei befahrbaren öffentlichen Straßen an F1-Wochenenden natürlich mit allerlei Barrieren gesichert sind und das deshalb in der TV-Übertragung etwas anders aussieht. Wir dürfen aber versichern: Wer den Kurs authentisch nachfahren möchte – das ist die richtige Streckenführung…)

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Zum Vergleich: Ayrton Senna 1990

Ayrton Senna gilt unter Motorsport-Fans nach wie vor als der König von Monaco. Wir blicken ihm über die Schulter und sind bei seinem Tanz durch die Banden am besten still.

Die Strecke zu Fuß erkunden

Noch besser als die Umrundung auf vier Rädern ist jene auf zwei Beinen. Denn: Der gemütliche Spaziergang rund um den Kurs ist bis auf die zarte Steigung im ersten Fünftel des Wegs nicht anstrengend und dauert nur etwa eine Stunde…

Übernachten und Essen

Wohnen und Verpflegung sind für Touristen direkt in Monaco exorbitant teuer. Unser Tipp deshalb: etwas außerhalb ein Selbstversorger-Appartement buchen…

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1 Im malerischen Vorort Cap d’Ail zum Beispiel findet man schöne Ferienwohnungen mit solchen sensationellen Ausblicken um rund 150 EUR für drei Personen pro Nacht. Von dort dauert es per Öffis oder Auto kaum zehn Minuten ins Zentrum. © Julia Pachler

2 Zusatz-Bonus der Vororte, wenn man Ruhe schätzt: Es gibt unzählige Zugänge zu kleinen Strandbuchten, an die sich kaum Touristen verirren. Man ist dort schlicht allein und kann den Wellen des Mittelmeers zuhören. Oder, so wie wir, einfach stundenlang Steine ins Wasser werfen. © Julia Pachler

3 Eine gute Pizza im Restaurant kostet außerhalb Monacos rund 20 Euro – und ist damit geradezu günstig. Und weil das quasi Frankreich ist (also ein Land, in dem gutes Essen wichtiger ist als alles andere im Leben), werden selbstverständlich sogar schnöde Pizzen so zubereitet, dass man beim ersten Bissen automatisch seufzen muss vor lauter Genuss. © Julia Pachler

Tipp zum Schluss: Autofahren in Monaco

Es ist natürlich ein herrliches Gefühl, mit dem eigenen Auto einmal selbst durch die Loews-Haarnadel gekurvt zu sein. Aber Achtung: Monaco ist kein ganz so einfaches Pflaster für ungeübte Autofahrer:innen.

Das Problem liegt dabei an der Topographie des Fürstentums: Die Stadt ist de facto in eine kleine Bucht gebaut und von hohen Bergen bzw. Klippen umschlossen. Resultat: Platz ist in Monaco Mangelware und ein sehr, sehr teures Gut. Dazu kommt die "französische Art des Autofahrens" – also Tuchfühlung, Hupen und viel (nur selten böse gemeintes) Gestikulieren.

Grundsätzlich gilt: Der innerstädtische Verkehr findet abseits der wenigen Hauptstraßen fast ausschließlich in engen Einbahn-Gassen statt. Mit einem großen SUV zum Beispiel muss man in der Altstadt mitunter sogar reversieren, um durch Kurven zu kommen.

Außerdem gut zu wissen für Besucher:innen: Die Parkhäuser in Monaco sind spätestens ab 10 Uhr vormittags bummvoll – trotz Tarifen von bis zu 15 EUR pro Stunde.

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1 Für Instagramist:innen: Wer ein gutes Foto von sich selbst haben möchte, während er oder sie mit dem eigenen Auto durch die legendäre Haarnadel kurvt, braucht nur eines – nämlich eine geduldige Person, die  sich im Ausgang der Kurve mittig platziert und genau dann zu knipsen beginnt, wenn das Auto kurz vorm Scheitelpunkt ist. Für Fahrer:innen gilt: Sowohl ca. 200 Meter vor der Kurve als auch danach gibt es Stellen, wo man schnell wieder wenden kann, um das Spiel so lange zu wiederholen, bis keine störenden Fahrzeuge mehr im Bild sind. © Julia Pachler

2 Der Tunnel: Diesen legendärsten Teil der Strecke kann man nach Belieben in beide Richtungen immer wieder durchfahren, ohne davor oder danach allzu kompliziert umdrehen zu müssen. Macht man das ein paar Mal hintereinander, setzt irgendwann das Gefühl dafür ein, was den Unterschied zwischen 50 und 300 km/h ausmacht. © Julia Pachler

3 Das unterirdische Verkehrsleitsystem Monacos: Probieren Sie gar nicht erst, es verstehen zu wollen. Es folgt nämlich keinerlei Logik – zumindest nicht unserer. © Julia Pachler

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Redakteur Christoph Löger in den Bergen über Monaco.

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