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Pannenfahrer Dragan zeigt stolz sein Arbeitsgefährt.

© Lydia Silberknoll

Pannenfahrer Dragan zeigt stolz sein Arbeitsgefährt.

© Lydia Silberknoll
Dezember 2024

Unterwegs mit einem Gelben Engel

Sie helfen, wenn es notwendig ist, sind gut vorbereitet und bewahren Ruhe: unsere Gelben Engel. Einer davon ist Pannenfahrer Dragan, den wir an einem Spätsommertag bei seiner spannenden Arbeit begleiten dürfen. 

Stützpunkt Brunn am Gebirge. Dragan Dragucanovic ist bereits um 7.30 Uhr vor Ort, trinkt den zweiten Kaffee des Tages und plaudert mit den Kollegen. In einer halben Stunde beginnt sein Dienst. Von 8.00 bis 19.00 Uhr wird sich Dragi, wie er von allen genannt wird, um liegen gebliebene Autos im südlichen Raum von Wien sowie auf der A2 bis Guntramsdorf kümmern. Aber zu seinen Einsätzen kommen wir später.

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Den Tag beginnt er lieber gemütlich, stressig wird es später sowieso. Gut gelaunt erzählt er: "Ich bin immer gerne vor Dienstbeginn da. So kann ich in Ruhe die Einsätze des Vortages abrechnen, meinen Caddy checken und mich einloggen", lacht er. Nachdem er die Bestände im Pannenfahrzeug aufgefüllt, alte Batterien entsorgt und sich auf seinem Bordcomputer ins Einsatzsystem eingeloggt hat, ist noch Zeit für ein schnelles Selfie. Aber dann geht es auch schon los: Der erste Einsatz wird angezeigt. Wir machen uns auf den Weg.

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Bevor es losgeht, wird alles im Pannenfahrzeug gecheckt: Was an Werkzeug, Batterien oder Flüssigkeiten fehlt, wird aus dem Lager geholt.
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Noch schnell ein Selfie mit auto touring-Redakteurin Lydia Silberknoll und los geht's.
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Dragan loggt sich ins System und gibt der Zentrale Bescheid, dass er bereit ist.

Der erste Einsatz des Tages führt nach Wien in den 10. Bezirk. Flink und besser als jedes Navi schlängelt sich der Wiener durch die Straßen. "Das ist mein Bezirk", erklärt er und erzählt von seiner Jugend. Im Vorbeifahren zeigt der bekennende Austrianer auf das Austria-Stadion und einen Park, in dem er als Kind oft war.

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Los geht's über die Autobahn nach Wien hinein. Im Sommer dabei: der Strohhut. "Die Straßen glühen im Sommer", sagt Dragan.

Doch zurück zum Einsatz: Das Auto eines Mitglieds will nicht starten und steht in der Tiefgarage. Alle wichtigen Infos erhält er von der Dispositionsabteilung, die die eingehenden Anrufe aufnimmt und bestmöglich einteilt. Kurz bevor wir bei der genannten Adresse sind, ruft Dragan das Mitglied an, um es zu informieren, dass wir in wenigen Minuten vor Ort sind. Die Frau ist dankbar und macht sich auf den Weg zur Garage.

In der Tiefgarage dauert es nicht lange, den Wagen zu finden. Tatsächlich hat der Pannenhelfer ein gutes Auge, was er uns im Laufe des Tages noch oft beweist.

Nachdem die Batterie eingebaut ist, müssen die Fehlercodes aus dem System des Autos gelöscht und die neue Batterie angelernt werden. Moderne Autos sind fahrende Computer, einfaches Austauschen oder Beheben einer Panne, ohne die Fehlercodes im System zu bearbeiten, ist nicht mehr möglich. Daher ist ein weiterer uneingeschränkter Zugriff auf die Daten des Fahrzeugs so wichtig (nähere Infos hier). Zudem muss dies auch ohne Onlineverbindung möglich sein. Gerade in Fällen wie jenem in der Tiefgarage, denn hier war keine Internetverbindung möglich.

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Im Cockpit des Pannenfahrzeugs: Der Bordcomputer zeigt die nächste Panne an.

Ein Einsatz vorbei, schon folgt der nächste…

Kaum sitzen wir wieder im Auto, wartet am Display bereits der nächste Einsatz. Nicht weit von unserem derzeitigen Standort will ein Fahrzeug nicht anspringen und einer der Reifen verliert Luft.

Wir fahren die angegebene Straße entlang, blitzschnell erspäht der 45-Jährige das richtige Fahrzeug. Als wir mit der Besitzerin sprechen, erfahren wir, dass das Auto bereits länger steht. Dragan kontrolliert die Batterie und gibt Starthilfe. Die Empfehlung: Einige Zeit zu fahren, damit die Auto-Batterie wieder geladen wird. Bleibt das 24 Jahre alte Fahrzeug aber wieder länger unbewegt, kann sich das Problem wiederholen.

Auch die Reifen inspiziert der Profi. Hier zeigt sich, dass die Profiltiefe zwar in Ordnung, der Gummi aber älter ist. Der Reifendruck wird gemessen, Luft aufgepumpt. Auch hier erklärt und empfiehlt Dragan dem Mitglied, welche Möglichkeiten es hat.

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Batterie-Check. Sie lädt noch, ein sofortiger Wechsel ist nicht nötig.
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Starthilfe.
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Die Reifen sind zwar schon ein wenig älter, aber noch okay.

Wo ist die Drossel?

Nach dem Einsatz ist vor dem Einsatz, denn schon geht es weiter, erneut in eine Tiefgarage, dieses Mal leuchtet die Motorkontrolllampe. "Noch kein Grund zur Sorge, aber es sollte kontrolliert werden", erklärt Dragan. Tatsächlich stellt sich schnell heraus, wo das Problem liegt: "Die Drosselklappe funktioniert nicht einwandfrei", der Übeltäter ist aber kein Vogel, sondern eine kleine Klappe. Sie reguliert die Drehzahl und Leistungsabgabe über die Dosierung der Frischluft- oder Gemischzufuhr. Der Profi empfiehlt einen Besuch in der Werkstatt, ein Weiterfahren ist aber möglich.

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Voll ausgestattet. Alles hat seinen Platz, jeder Handgriff sitzt.

Weiter so

In diesem Tempo wird es für uns die nächsten Stunden bis zur Mittagspause weitergehen. Während wir den Profi begleiten, erzählt er uns stolz, dass er heuer bereits sein 20-jähriges Dienstjubiläum feiert. "Gestartet hat alles mit einer Ausbildung zum Mechaniker bei Renault. Aber ich wollte mehr und auch aus der Werkstatt hinaus. Da war die Möglichkeit, im Pannendienst zu arbeiten, ideal", erzählt uns Dragan.

Auf die Frage, ob er eine Lieblingsmarke hat, antwortet er fast ein wenig verlegen: "Irgendwie schlägt mein Herz noch immer für die Franzosen, vielleicht weil ich dort gelernt habe. Aber generell repariere ich alle gern."

Die nächste Panne ist zwar kein Franzose, aber leider ein schwieriger Fall. Das Auto eines Mitglieds hat einen Platten. "Grundsätzlich kein Problem, aber in diesem Fall schon. Denn die Seitenwand des Reifens ist eingeschnitten und kann nicht einfach geflickt werden. Hier hilft nur ein Ersatzreifen oder eine Abschleppung muss her", erklärt Dragi.

Ich bin immer freundlich und hilfsbereit. Außerdem gebe ich gerne Tipps und Infos, wie das Problem gelöst werden kann. Damit ist allen geholfen.

Dragan Dragucanovic, ÖAMTC Pannenprofi

An diesem Tag wird Dragan noch rund 15 weitere Panneneinsätze betreuen. Dabei beweist er bei jedem Einsatz, worauf es im Pannendienst ankommt. Denn wichtig ist nicht nur die gute Ausbildung, sondern auch die Fähigkeit schnell vor Ort das Problem zu lösen und bei Bedarf einfallsreich zu sein. Zudem darf auf den einfühlsamen Umgang mit den Menschen nicht vergessen werden. "Ich bin immer freundlich, hilfsbereit und geduldig. Viele erzählen mir aufgeregt, was passiert ist. Da muss ich auch beruhigend auf sie wirken", erklärt der Profi.

Pannenfahrer_Dragi_5588_CMS.jpg Lydia Silberknoll © Lydia Silberknoll
Stets gut gelaunt.

Ruhe und Stressresistenz sind enorm wichtig in diesem Job. An manchen Tagen gibt es Pannen auf der Autobahn, wobei es zu sehr gefährlichen Situationen kommen kann. Nicht zu vergessen ist der viele Verkehr in der Stadt: Straßenbahnen und schmale Straßen erschweren oft den Zugang zum liegen gebliebenen Fahrzeug. Aber Dragan liebt seinen Job und würde nicht mehr nur in einer Werkstatt arbeiten wollen. "Ich genieße die Abwechslung und den Kontakt mit den Menschen. In der Werkstatt hast du das nicht", erzählt er. Toll findet er auch, dass er heuer gleich zwei Jubiläen feiert: sein persönliches Jubiläum beim ÖAMTC und das 70-jährige der Pannenhilfe. "Auf viele weitere", freut er sich, als er sich mittags von uns verabschiedet. Dann schaut er aufs Display und bricht zum nächsten Einsatz auf.

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