— Seit wann bist du Schulweglotsin?
Gerti Gratzer: Ich habe 2006 begonnen. Damals habe ich mich bei der Gemeinde beworben. Zunächst habe ich nur die Kinder, die mit dem Bus aus der Nachbarortschaft Seibersdorf gekommen sind, über die Straße begleitet. Später haben sich die Eltern dafür eingesetzt, dass ich das für alle Kinder und vor der Schule machen soll. Dort gibt's erst seit sechs Jahren einen Zebrastreifen. Seither bin ich für alle die Gerti.
— Gibt es Erlebnisse, die dir in Erinnerung geblieben sind?
Gerti Gratzer:Ja, mir ist schon einiges untergekommen. Einmal war ein Mädchen dabei, das sehr couragiert war, mich ignoriert hat und gleich schnurstracks über die Straße gelaufen ist. Als sie das ein zweites Mal machen wollte, habe ich zu ihr gesagt: "So, meine Dame, ich bin für den Zebrastreifen verantwortlich und schaue darauf, dass euch nichts passiert. Erst wenn ich sage, ihr dürft gehen, dann dürft ihr gehen." Danach waren wir beste Freundinnen (lacht).
— Wie regelst du den Übergang?
Gerti Gratzer:Ich lasse die Kinder zu mir kommen, dann stellen wir uns hin und ich sage ihnen: "Jetzt schauen wir zuerst links, dann rechts und noch mal links. Wenn ich sage, es geht, dann geht ihr rüber."
— Gab es gefährliche Situationen?
Gerti Gratzer:Ja, es kommt leider immer wieder vor, dass ein Auto stehen bleibt und ein zweites nicht gleich reagiert. Manchmal steht die Sonne auch so ungünstig, dass man überhaupt nichts sieht. Auch um die Kurve kommen die Autofahrer immer viel zu schnell. Auf das Schild ´"Vorsicht Kinder" wird oft zu wenig geachtet und in der Früh haben es immer alle sehr eilig. Einmal war einer dieser "Monstertraktoren" viel zu schnell unterwegs. Der konnte sich gerade noch einbremsen.
— Sind manche Kinder auch ungestüm?
Gerti Gratzer:Ein wenig. Einige kommen mit Roller und wollen gleich drüberfahren. Das geht nicht.
— Wird deine Arbeit gut angenommen?
Gerti Gratzer:Ja, sehr. Schön ist, wenn zum Beispiel eine Mutter ihr Kind begleitet und vor dem Zebrastreifen zum Kind sagt: "Wir können schon gehen." Und dann schaut das Kind erst mich an und wartet auf meine Erlaubnis (lacht).
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