Ich erinnere mich gut. An diesen vorwurfsvollen Blick. Als ich vor 39 Jahren beschloss, allein nach Nepal aufzubrechen, war mein Vater fassungslos. Er, der in jungen Jahren so viele heimische Berge im Alleingang bestiegen hat, wollte oder konnte nicht verstehen, dass ich, nunmehr verheiratet und Vater einer Tochter, meine Familie daheim zurückließ. Einfach nur um für ein paar Wochen irgendwo in Asien abzuhängen.
Aber ich blieb stur. Mit meiner kleinen Familie war ich im Reinen. Und Nepal war für mich weit mehr als nur ein Egotrip. Es sollte die Erfüllung meines lang gehegten Bubentraums werden: Einmal in den Himalaja reisen, den Kopf in den Nacken legen und aufschauen zu den höchsten Gipfeln der Welt.
Aber der Bubentraum begann holprig. Nervenaufreibende Diskussionen beim Umsteigen in Delhi. Trotz bestätigten Flugtickets ließ man mich erst im allerletzten Moment in die Morgen-Maschine der Royal Nepal Airlines nach Kathmandu einsteigen. Im Landeanflug hoffte ich einen Blick auf die Himalaja-Kette zu erhaschen, aber alles, was ich am Horizont sah, waren Wolken.
Dank indischem Abfertigungs-Chaos hatten wir heftige Verspätung. Es war auch schon fast Mittag. Und um diese Tageszeit sind selbst die höchsten Berge der Welt nur selten zu sehen.
Was ich aber sah, waren mächtige Auffaltungen, üppig-grüne Vegetation, steile Reis-Terrassen und irden-rot getünchte strohgedeckte Lehmhütten. Ich sah zum ersten Mal das ländliche, das wahre Nepal.
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