Ist es dort so richtig italienisch – so mit Palmen?" Über diese Frage konnte ich mich nur wundern. Noch dazu weil sie mir von einer erfahrenen Reisejournalistin aus Deutschland gestellt wurde, die wahrlich schon weit in der Welt herumgekommen war. Ich hatte ihr einen Trip nach Triest empfohlen und konstatierte nun: Sie hat keine Ahnung.
So wie sehr viele Deutsche, wenn es um die Stadt ganz im Nordosten am Rand der Adria geht. Denn die allermeisten ihrer Landsleute biegen, wenn sie schon mit dem Auto kommen, hinter Udine nach rechts ab und nehmen die Autostrada in Richtung Venedig. Über die erreichen sie, sofern sie nicht nach Venedig selbst wollen, alle ihre Sehnsuchtsziele in Italien. Triest gehört da nicht wirklich dazu.
Sehr viele Österreicher hingegen biegen bei Palmanova links ab. Ich tat es das erste Mal 1986 als junger Mitarbeiter dieses Magazins. Es war im November, ich sollte einen Testbericht über einen neuen Mazda schreiben und musste Kilometer machen, um Erfahrungen mit ihm zu sammeln. Weil ich ans Meer wollte und in eine Stadt (die Badeorte waren schon winterfest gemacht), wählte ich Triest und fuhr – so wie die meisten damals – über Udine.
Dort angekommen konnte ich die Schwärmereien in meinem Freundeskreis über das "Wien am Meer" absolut nicht nachvollziehen. Triest empfand ich grau, langweilig, am Samstagabend fast menschenleer und verregnet (zumindest dafür konnte die Stadt nichts). Ich war froh, nach dem Kauf eines (daheim) illegalen Schnurlostelefons und einer Übernachtung in einer versifft anmutenden Zwei-Sterne-Pension im Bahnhofsviertel heimwärts aufzubrechen.
Zehn Jahre dauerte mein privater Bann. Während dieser Zeit passierte ich Triest mehrmals auf dem Weg nach Istrien – auf der Stelzen-Autobahn mit Blick auf die rauchenden Schlote der Industrieanlagen am Hafen. Kein schöner Anblick. Also Augen stur auf die Straße und durch.
Nach diesen zehn Jahren schickte mich unser damaliger Verlagsleiter nach Triest: Ich solle doch bitte eine Städte-Reportage machen. Als Quartier reservierte er mir gleich ein Zimmer an der ersten Adresse der Stadt, dem Grand Hotel Duchi d'Aosta auf der Piazza Unità, das damals mit dem ÖAMTC kooperierte.
Und alles war auf einmal anders: Aus dem Zimmerfenster schaute ich über Triests eigentlichen Hauptplatz hinaus zum Meer.
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