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Mai 2024

Von der Küche in den Tank

Was unser Klima betrifft, steht die Uhr auf kurz vor zwölf. Einen spannenden Lösungsansatz bietet das heimische Unternehmen Münzer. Es macht aus flüssigen Abfällen ressourcenschonenden Biodiesel.

Dieselmotoren stoßen Kohlen­dioxid aus und befeuern so die Klimaerwärmung. Deshalb wird dem Dieselkraftstoff in Österreich ein Biodiesel-Anteil von sieben Prozent beigemischt, der zu einem großen Teil aus entsorgtem Altspeiseöl besteht.

Weil dieses Öl aus Pflanzen stammt, gibt Biodiesel auch nur jene Menge CO2 ab, welche die Pflanzen beim Wachsen zuvor aufgenommen haben – und ist damit ein kleiner, aber wichtiger Puzzle-Teil auf dem langen Weg in Richtung Klimaneutralität.

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Das wichtigste Zauberwort lautet: Technologie-Offenheit.

Ewald-Marco Münzer, CEO Münzer Bioindustrie

Was ist die Idee?

Das Unternehmen Münzer Bioindustrie erzeugt an zwei Standorten (einer in Wien, einer in der Steiermark) aus Altspeisefetten Biodiesel. Geschäftsführer Ewald-Marco Münzer erklärt: "Das spart Ressourcen und ist ein wichtiger Baustein zur Dekarbonisierung unseres Straßenverkehrs" – nachzuhören auch in Folge 54 des ÖAMTC-Podcasts "Was uns bewegt" unter www.oeamtc.at/podcast.

Der Familienbetrieb Münzer wurde 1991 ursprünglich als Entsorgungsunternehmen gegründet, war aber vom ersten Tag an auf flüssige Abfälle spezialisiert. Ewald-Marco Münzer war klar: "Flüssige Abfälle müssen genutzt werden und können nicht einfach zu einer Deponie gebracht werden, im guten Glauben, dass sich das Problem dann von selbst löst." Sein Ziel war, diese flüssigen Fette energetisch weiterzuverwenden.

Vorweg: Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotoren werden uns realistisch noch länger begleiten – vor allem global betrachtet. Münzer: "Ich denke, dass es momentan sehr modern ist, zu fordern, dass man die beste Lösung idealerweise schon morgen haben möchte. Nur: Man muss diesen Technologien auch ihre Zeit zur Umsetzung geben."

Wie funktioniert’s?

Eine Möglichkeit, den CO2-Fußabdruck von (Verbrenner-)Fahrzeugen zu verringern, sind alternative Biokraftstoffe und E-Fuels. Im Falle des Unternehmens Münzer bedeutet das: Gebrauchte Öle und Fette wandern in den Tank.

Damit ist freilich nicht gemeint, dass das Fritteusen-Öl des goldgelben Sonntagsschnitzels zu Hause in der Garage einfach ins Auto gekippt werden kann. Durch komplexe chemische Prozesse kann gebrauchtes Speiseöl (etwa aus Großküchen, Gastronomie, Hotellerie und privaten Haushalten) wieder zu ­einem hochwertigen Rohstoff umgewandelt werden, der auch zur Nutzung als Energieträger dient. Nach der Weiterverarbeitung mutiert er zu alternativen Kraftstoffen, die im allerletzten Schritt für klimaneutrale Mobilität von Menschen sorgen.

Was bringt die Zukunft?

Ist Biodiesel die Lösung, um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen? Nein. Aber, so Münzer: "Zahlen des Klimaschutz-Ministeriums zeigen, dass Biokraftstoffe heute in der Zumischvariante und als Reinkraftstoff schon eineinhalb Millionen Tonnen CO2 im heimischen Verkehrssektor einsparen. Das ist viel."

Können wir dem Dieselkraftstoff theo­retisch beliebig viel Biodiesel-Anteil beimengen? Münzer: "Es gibt schon europäische Normen, die es möglich machen würden, bis zu 30 Prozent beizumischen. Der Rahmen ist da, die Grundlage geschaffen. Auch die Autohersteller schaffen das mit den Motoren. Die Lösung besteht aber aus vielen Aspekten und das wichtigste Zauberwort lautet: Technologie-Offenheit."

Info

Forschung, Entwicklung, Optimierung: Wissenschaft und Industrie erarbeiten laufend neue Methoden und Techniken. In dieser Rubrik berichten wir regelmäßig über Innovationen, die sich positiv auf Effizienz und CO2-Ausstoß auswirken.

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