Seit einem Jahr hatte ich den Probeführerschein, als Suzuki 1999 die Hayabusa präsentierte – ein Serienmotorrad, 175 PS stark und über 300 km/h schnell. Meine mobile Wünsch-dir-was-Welt geriet schlagartig aus den Fugen – ich durfte damals ja nur maximal 34 PS starke Motorräder lenken.
Aber nicht nur meine Stimmung vibrierte – das generelle Echo war gewaltig. Für die einen stand da der wahr gewordene Hochgeschwindigkeitstraum, für die anderen war sie schlicht und ergreifend die Inkarnation des zweirädrigen Bösen.
Dem Sturm der Entrüstung folgte zwei Jahre später eine freiwillige Selbstbeschränkung seitens der Industrie auf 298 km/h Höchstgeschwindigkeit; im Fall der Hayabusa setzten die Suzuki-Techniker dafür auf eine Drehzahlbegrenzung im sechsten Gang. Außerdem endeten die numerischen Angaben auf den Tachoscheiben fortan bei 280 (nicht aber der Stricherl-Index, der weiterhin eine Höchstgeschwindigkeit jenseits der 300 km/h suggerierte).
R.I.P. schrieben ihre Fans daraufhin in den Foren.
Fortan erhielt sie nur noch kleinere Modifikationen (beispielsweise ein ABS im Jahr 2013), aber da schien die Glanzzeit der großen Speedbikes in Europa ohnehin bereits abzuebben.
Für das vorläufige Ende der Hayabusa in Europa sorgte 2018 die Einführung der Abgasnorm Euro 4. Offenbar schien der technische und finanzielle Aufwand einer adäquaten Abgasnachbehandlung zu groß und zu teuer, die Nachfrage jedoch zu gering zu sein.
R.I.P. schrieben ihre Fans daraufhin in den Foren. Dass aus dem "Ruhe in Frieden" ein "See you later" werden würde, ahnte damals ja niemand.
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