Zunächst ist da der Schweinehund, den es zu überwinden gilt. Keinen Leibhaftigen meinen wir, sondern den eigenen, inneren. Den, der beständig wie eine Trutzburg sich jeglicher Motivation widersetzt. Oder schlimmer noch: Den, der sich vor uns aufbaut wie eine unüberwindbare Hürde, wie eine Eiger-Nordwand zwischen unseren eigenen fünf Sinnen.
Warum weitermachen? Wozu sich mühen? Umdrehen oder gar nicht erst beginnen wäre doch viel einfacher und bequemer.
Klar wäre es das – aber es wäre dem Gemüt auf Dauer nicht zuträglich. Man würde um die Auseinandersetzung umfallen, um das Suchen nach neuen Wegen, um die geistige und eventuell auch die körperliche Herausforderung.
Aber unser Seelenwohl braucht diese Herausforderung, braucht die Bewegung, braucht die Zielankunft, darüber sind sich alle Psychologen einig. Denn wer sich nicht bewegt, der erreicht auch nichts. Ohne Fleiß kein Preis – No Watts, No Glory.
Radfahren lohnt sich für das Vorhaben Seelenwohl perfekt. Es erfordert keine Expertise. Es erfordert bloß ein Rad und ein bisserl Wollen.
Ja, das Wetter hat in den Monaten mit "r" hemmende Wirkung, aber auch das macht den inneren Schweinehund höchstens zu einem freundlich hechelnden Labrador, an dem man leicht vorbei kommt. Den Rest erledigt der Körper praktischerweise ohnehin selbst: Die gleichmäßig zyklische Bewegung beim Treten bei gleichzeitiger Frischluftzufuhr fördert nämlich bereits nach kurzer Fahrt die Ausschüttung von Glückshormonen, den so genannten Endorphinen.
Und die wiederum wirken auf die Psyche wie Anti-Depressiva, sie fördern die Entspannung und sorgen für emotionale Harmonie.
Judith, Sebastian, Kristina und Thomas haben sich im vergangenen Jahr sehr intensiv auf das Fahrrad eingelassen, das haben sie uns erzählt.
Judith nennt zwar ein Auto noch ihr Eigen, doch das wird im Prinzip nur mehr für längere Strecken verwendet. Sebastians Zuneigung zum Fahrrad hingegen ist eine gänzlich andere: Er serviciert und repariert Räder, werkte in den vergangenen Monaten unermüdlich, um der Vielzahl an Aufträgen in seiner Radwerkstatt Herr zu werden. Thomas wiederum beschloss während des ersten Lockdowns den Bewegungsmangel mit Radfahren zu kompensieren. Und Kristina lockte die Aussicht auf mehr Lebensqualität aufs Rad. Auch sie pendelt, wann immer es ihr möglich ist, in die Arbeit. Seither spart sie sich Staus und lästige Parkplatzsuche.
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