radl_6_7 4c.jpg Volker Weihbold
© Volker Weihbold
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April 2018

Licht und Schatten

Radfahren in Linz ist heute deutlich attraktiver als noch vor einigen Jahren. Dennoch gibt es zahlreiche Hindernisse, die Radler auf ihrem Weg durch die Landeshauptstadt behindern.

Knapp mehr als acht Prozent ihrer Wege absolvieren die Linzer mit dem Fahrrad. Damit ist der Radverkehrsanteil in der Landeshauptstadt zwar höher als im Oberösterreich-Schnitt, gegenüber Radverkehrs-Hochburgen wie Salzburg oder Graz hinkt Linz aber deutlich hinterher. Das Linzer Radwegenetz gleicht vielerorts einem großen Fleckerlteppich, vor allem aber fehlen ausreichende und richtig schnelle Rad-Hauptverbindungen durch die Stadt. 

Ein geradezu unzumutbares Hindernis für Radfahrer ist der viel zu schmale Radweg über die Nibelungenbrücke. ­Eigentlich unvorstellbar, dass an Spitzenzeiten im Sommer dennoch bis zu 5.000 Radfahrer pro Tag die Brücke queren. Angesichts der vielen baulichen Lücken fordert die Radlobby Oberösterreich schon seit Jahren eine deutliche Erhöhung des knapp bemessenen Radverkehrsbudgets der Stadt.Andererseits konnten in den vergangenen Jahren durch viele kleine, durchaus schlaue Lösungen spürbare Verbesserungen für Linzer Radler erzielt werden.

— In vielen Straßen ist das Radfahren gegen die Einbahn erlaubt und teilweise durch eigene Radstreifen gekennzeichnet bzw. abgesichert.

— Bei immer mehr Kreuzungen gibt es vorgezogene Radstreifen, auf denen sich Radler weitgehend gefahrlos an ­Autos vorbeischlängeln und bei Grün als Erste in die Kreuzung einfahren können. 

— Zudem dürfen Linzer Busspuren von Radfahrern befahren werden.

— Ein Positivbeispiel ist auch das städtische Winterbasis-Radwegenetz. Besonders wichtige Radwege werden bei Schneefall vorrangig und besonders zeitig in der Früh geräumt.

— Auch die Zahl der Radabstellanlagen ist in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen. Zu den bestehenden Stellplätzen kamen rund 400 Anlagen dazu, die Stellplätze für weitere 5.500 Räder bieten. An verschließbaren Radabstellboxen hingegen fehlt es an allen Ecken und Enden. In der Rad-Abstellanlage am Linzer Hauptbahnhof gibt es zwar einige derartige Boxen, sie sind aber allesamt vergeben, sodass es für frei werdende Boxen lange Wartelisten gibt. Die Folge ist, dass man in vielen Bike-&-Ride-Anlagen eigentlich nur alte Gebrauchträder abstellen sollte, um bei Diebstahl oder Vandalismus keinen allzu großen Schaden zu erleiden. 

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Leihräder für Linz

Was in vielen anderen Städten schon seit Jahren Standard ist, soll demnächst endlich auch Linz bekommen: ein flächendeckendes Leihradsystem. Geplant ist, an 40 Standorten im Stadtgebiet insgesamt 200 Räder für die unkomplizierte Verleihung bzw. Nutzung bereitzustellen. "Das Radverleihsystem ist bereits ausgeschrieben. Ziel ist, dass wir im Frühjahr 2019 damit starten können", sagt Rainer Doppelmair, Radverkehrsbeauftragter der Stadt Linz. 

Linz möchte sich sowohl beim Rad-Verleihsystem als auch bei den Preisen am Vorbild Wien orientieren: Dort ist die erste Stunde gratis, die zweite Stunde kostet einen Euro, die dritte zwei Euro. 

Beim Linzer Leihradsystem wäre ein mehrstufiger Ausbau zumindest vorstellbar. Im ersten Schritt soll in der Innenstadt entlang der Schienenachse ein entsprechendes Angebot geschaffen werden. Wenn das Verleihsystem gut angenommen wird, dann könnten weitere Ausbaustufen in Richtung Randbezirke folgen. 

"Das Leihradsystem wird dem Radverkehr in Linz insgesamt guttun, weil das Verkehrsmittel Fahrrad präsenter wird und somit ein Werbeeffekt pro Fahrrad entsteht", sagt Josef Thurnhofer, Landesdirektor des ÖAMTC Oberösterreich.

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