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© Erich Reismann
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Mai 2023

Happy Birthday, Harley

Wir cruisen eine Ehrenrunde und fragen uns: Wie sind die so alt geworden? Eine Spurensuche zwischen Bauchgefühl und Bilderbuch.

Sie kennen die Redewendungen "Size matters" und "Too big to fail"? Beide könnten getrost dafür verwendet werden, um den Mythos Harley-Davidson relativ kurz und knapp zu beschreiben.

"Size matters" etwa eignet sich hervorragend dazu, die vielfältige Stattlichkeit aller Modelle auf den Punkt zu bringen: Leichtbau, kleinvolumige Motoren oder gar ­niedrige Preise – das alles gibt es bei Harley schon seit geraumer Zeit nicht mehr.

Und selbst wenn in den vergangenen Jahren die Zukunft der Company aus Milwaukee einmal mehr und einmal weniger rosig aussah: Ein gänzliches Verschwinden der Marke kann sich aufgrund ihrer Strahlkraft und wirtschaftlichen Größe mittlerweile auch niemand mehr vorstellen – "Too big to fail" eben.

Bleiben die Fragen: Warum sind diese Eisen schon so lange so begehrt? Und wie kann eine Firma, die mehrheitlich große, schwere und PS-arme Eisen produziert, über einen derart langen Zeitraum so erfolgreich sein?

Nur so viel vorab: Der Bauch spielt eine nicht unbedeutende Rolle in diesem Zusammenhang.

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Es ist schon bemerkenswert, dass eine Firma, die mehrheitlich große, schwere und PS-arme Eisen produziert, über einen derart langen Zeitraum erfolgreich ist.

Alexander Fischer, stv. Chefredakteur

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Der Bauch und der Erfolg

Also, wie ist das mit dem Erfolg? Nun, rein rational lässt sich dafür kaum eine Antwort finden. Viele eher bedarf es dazu der emotionalen Ebene (sowie eines gesetzten Alters, gerüchteweise). Deswegen: Bauchgefühl – und, nein, Form und Elastizität des Bauches spielen dabei keine Rolle. Es ist völlig egal, ob in der Körpermitte ein Eightpack oder eine Wamperl zur Schau gestellt wird. Wirklich. Nur ums Gefühl geht's.

Szenen einer Harley

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1 "Wir sind die Coolsten, wenn wir cruisen…" (Massive Töne, Cruisen) 

Um die Harley-Vibes zu spüren, um den Mythos Harley zu verstehen, sollte man eines dieser gewaltigen Eisen fahren. Und sich dafür Zeit nehmen, es nicht zu eilig haben, sondern gemütlich die Landstraßen entlang mäandern – mit nur einem anderen Wort: Cruisen. © Erich Reismann

2 Vau Zwei, nicht der größte und mächtigste im derzeitigen Line-up, aber mit 1.868 Kubik ein sehr stattliches Ding: 93 PS, 158 Nm, Euro-5-konform freilich.  © Erich Reismann

3 366 Kilogramm Lebendgewicht verlangen nach einer soliden Bremsanlage. Die Road King hat so eine. Positiv hinzu kommt der lange Radstand und die gute Gewichtsverteilung. Das Trumm bremst wirklich gut.  © Erich Reismann

Fahren, spüren, verstehen

Ausfahrt. Unsere Wahl fällt auf eine Road King Special, einem Tourer ohne Windschutz, mit großvolumigem 114-Cubic-Inch-V2 (93 PS, 158 Nm) und Seitenkoffern im sogenannten Bagger-Stil. Fahrbereites Gewicht: knapp 370 Kilo. Uff.

Gestartet wird dank Funkschlüssels einfach per Tastendruck – und entweder beginnt die Harley-Magie bereits in diesem Moment zu wirken, oder sie versagt auf ewig. Denn es ist der V2, der betört (oder auch nicht). Es sind die sanften Vibrationen, die von den beiden unauf­geregt vor sich hin stampfenden Zylindern ausgehen und die dem Gemüt ein Lächeln entlocken (oder auch nicht).

Harley-Fahren bedeutet darüber hinaus gemüt­liches Cruisen mit milden Schräglagen und Wind im Gesicht – und die Road King beherrscht das perfekt. Es bedeutet auch mäßigen Fahrkomfort und tolle Bremsstabilität.

Wie bereits erwähnt: All das mag man – oder eben nicht. Aber es ist das, was die Marke über Jahrzehnte so beliebt gemacht hat.

Harley-Fahren ist schließlich eine Frage des Geldes: Die Nightster als günstigstes Modell startet bei 19.795 Euro, die Road King bei 35.495 Euro. Billiger sind nur die E-Bikes der Marke, die es ab ca. 4.000 Euro gibt.

Harley D Road King_Kasten quer.jpg Grafik © Grafik

Um auf den Anfang und die Frage nach dem Erfolg im hohen Alter zurückzukommen: Harley blieb sich selbst über all die Jahre treu, blieb authentisch, blieb unique. Und hat es trotzdem nicht verabsäumt, die Marke und die Modellpalette im entscheidenden Moment behutsam weiterzuentwickeln. Das aktuelle Line-up ist ein feiner Mix aus Altbewährt und Gut Durchdacht. Evolution at it's best.

Alexander Fischer, stv. Chefredakteur

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