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Poldl und der Schaumotor

Leopold Bichlbauer war einer der ersten Pannenfahrer in Tirol. Bis heute hat er seine Liebe und Begeisterung für das Schrauben und Basteln nicht verloren.

Header.jpg ÖAMTC/Archiv

Erinnerungen an die Anfänge – mit unserer Geschichte über "Herrn Pius" haben wir schon einmal einen Blick zurück zu den Anfängen der Pannenhilfe geworfen (mehr dazu hier). Mit Leopold Bichlbauer – für viele einfach nur "Poldl" – möchten wir diesmal eine Pannenfahrer-Legende des ÖAMTC Tirol vor den Vorhang holen.

Poldl, heute 86 Jahre alt, ist eine Institution in Tirol. Seine Karriere als Pannenfahrer begann 1958 beim damaligen Automobil- und Touringclub Tirol (ATT). Mit seiner Liebe zu Autos, seiner handwerklichen Geschicklichkeit und seinem unermüdlichen Enthusiasmus fürs Reparieren hat er Generationen inspiriert – und bis heute hat er nichts davon eingebüßt.

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- Leopold Bichlbauer anno dazumal auf seiner Beiwagenmaschine., © ÖAMTC/Archiv

Schrauben statt Wegwerfen

"Mei, früher war das schon anders", sagt Poldl mit leuchtenden Augen, als er die modernen Prüfhallen des ÖAMTC Stützpunkts in Kematen betritt. Er erinnert sich an die bescheidenen Anfänge des ATT in der Innsbrucker Kirschentalgasse: Sieben Mechaniker, zwei Sessel – einen für den damaligen technischen Leiter und einen für die Mitglieder – und eine klare Maxime, nämlich reparieren statt ersetzen. Kaputte Dinge wurden nicht einfach entsorgt, sondern mit Geschick und Geduld generalüberholt. Das, was heute als „nachhaltig“ oder „refurbished“ bezeichnet wird, war damals schlichtweg Notwendigkeit und Leidenschaft. Die Philosophie des Reparierens und Wiederverwerten zieht sich wie ein roter Faden durch Poldls Leben. Und inspirierte ihn seinerzeit auch zu einem außergewöhnlichen Projekt: dem Bau eines Schaumotors.

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  •   - Treffen der Generationen: ÖAMTC Lehrling Roland Vinazzer und ÖAMTC Legende Leopold Bichlbauer, © ÖAMTC
  •   - Interessierte können den Schaumotor in Kematen jederzeit besichtigen und gerne auch ausprobieren., © ÖAMTC
  •   - Andreas Waldhart, Technik und Innovation, Leopold Bichlbauer, Erbauer des Schaumotors, Roland Vinazzer, Lehrling, sowie Projektunterstützer ÖAMTC Betriebsratsobmann Markus Obojes freuen sich über das Schaumodell., © ÖAMTC

Lehrstück für Generationen

Die Idee kam Poldl, als er einen ausgedienten Mazda in die Hände bekam. Das Auto war 20 Jahre alt, nicht mehr verkehrstauglich und eine Reparatur hätte sich nicht gelohnt. Aber anstatt es einfach abzuschreiben, begann Poldl, es systematisch auseinanderzunehmen. Ein Jahr lang arbeitete er an einem Querschnitt des Motors, setzte die Teile wieder zusammen und schuf so ein faszinierendes Schaustück, das auch Nicht-Mechanikern zeigt, wie die Komponenten eines Verbrennungsmotors zusammenspielen. Dieses Unikat hat Poldl nun dem ÖAMTC Tirol überlassen, wo es am Stützpunkt in Kematen als Schauobjekt für Interessierte sowie Lehrlinge dient. Einer von ihnen, Roland Vinazzer, zeigte sich beeindruckt: „Cool! Vom Poldl hab i scho einiges gheart.“

Behandle jedes Auto so, als wäre es dein eigenes. Und unsere Clubmitglieder so, wie du behandelt werden möchtest.
Leopold Bichlbauer

Leidenschaft, die verbindet

Obwohl zwischen Poldl und Roland 66 Arbeitsjahre liegen, verbindet die beiden eine gemeinsame Leidenschaft: Autos und die Kunst des Schraubens. Roland träumt davon, eines Tages als Pannenfahrer für den ÖAMTC unterwegs zu sein – und mit derselben Begeisterung zu arbeiten wie Poldl. Mit seiner Begeisterung und seiner Hingabe ist Poldl aber weit mehr als ein Vorbild – er ist ein Brückenbauer zwischen Vergangenheit und Zukunft.