Streifzug durch die Grande Nation

Der kleine Mühlenort Pont Aven an der Flussmündung des gleichnamigen Flusses Aven ist vor allem berühmt geworden, weil Paul Gauguin hier im 19. Jahrhundert dreimal die Sommermonate verbrachte und viele seiner berühmtesten Werke genau hier entstanden sind, bevor er seine Wirkungsstätte nach Tahiti verlegte. Beim Schlendern durch den Ort Pont Aven und über die Brücken kann man sich lebhaft vorstellen, wie die Poesie dieser Landschaften den Künstler damals begeistert hat.

Die im 12. Jahrhundert von Robert d'Arbrissel gegründete Königsabtei Fontevraud ist eine der größten Klosteranlagen Europas. Ihre Besonderheit im Mittelalter bestand darin, dass sie von Äbtissinnen geleitet wurde, von denen mehrere aus Königsfamilien stammten. Als bevorzugte Begräbnisstätte des Hauses Plantagenêt, einschließlich Aliénor d'Aquitaine und Richard Löwenherz, nahm die historische Bedeutung der Klosteranlage im Laufe der Jahrhunderte zu. Während der Französischen Revolution wurde sie in ein Gefängnis umgebaut und überdauerte somit die ereignisreiche Geschichte Frankreichs. Mit der Zeit wurde die Abtei wieder in ihren ursprünglichen Zustand verwandelt und findet sich heute auf der UNESCO-Welterbeliste.

Das neueste französische UNESCO-Weltkulturerbe erstrahlt seit 18. September 2023 in Nimes, die Masion Carrée. Neben historischen Schätzen wie dem Amphitheater, dem Magne-Turm oder dem Tempel der Diana stärkt sie als der am besten erhaltene Tempel der antiken Welt das Prestige der Stadt, die auch als das „französische Rom“ bezeichnet wird. Als strategisch wichtiger Ort war die Maison Carrée einst bedeutender Schauplatz, an dem antike Zivilisationen zusammenkamen, und spielte eine wichtige Rolle im mediterranen Handelsnetz. Die Gebäude verkörpert das pulsierende Kulturerbe der Antike und bestärken den Platz von Nîmes als lebendige Hauptstadt der antiken Kultur.

Wer des Lavendels wegen in die Provence kommt, hat Gelegenheit, noch viel mehr Natur zu entdecken: Der visionäre Naturforscher und Literat Jean-Henri Fabre kaufte 1879 L'Harmas, ein provenzalisches Mas - ein für die Provence typisches Landgut - mit großen Garten. Vor kurzem wurde es vom französischen Naturkundemuseum restauriert und neugestaltet und bietet nun im Garten auf einer Fläche von ca. 9.000 m2 eine Naturoase der besonderen Art. Im Inneren des Hauses ist die wertvolle Sammlung von J. H. Fabre zu sehen: Muscheln, Fossilien, Herbarien, Vogelnester, naturalistische Aquarelle, Druckwerke sowie sein Arbeitszimmer mit den Geräten der damaligen Zeit.

Wer gute Küche liebt, ist - wie der Name schon vermuten lässt - im Tal der Gastronomie richtig. Das Tal der Gastronomie erstreckt sich von Dijon bis in die Provence, wo sich die Flüsse Rhône und Saône durch die Weinberge schlängeln. Hier begibt man sich auf wahre kulinarische Spuren. Die Route beinhaltet den Besuch des Château de la Chaize im Beaujolais, wo man einen als historisches Denkmal eingestuften Weinkeller und von Hardouin-Mansart entworfene Gärten erkunden kann. In Lyon, bekannt als Hauptstadt der Gastronomie, setzt sich das kulinarische Erlebnis mit „Les Toqués du Fromage“ - zwei Freund:innen, die Verkostungen und Aktivitäten rund um Käse und Wein anbieten - fort. Abgerundet wird das lukullische Erlebnis durch einen Besuch der Cité du Chocolat Valrhôna, die ihr zehnjähriges Bestehen feiert und bereits weltweit bekannt ist.

Und war bei allem Genuss nicht auf Aktivität verzichten möchte, kann das Tal entlang der EuroVelo-Route ViaRhôna erradeln.

Ein Muss für Radbegeisterte ist der Loire-Radweg zwischen Cuffy im Loiretal bis zur Atlantikküste in der Region Pays de la Loire. Er gilt als eine der schönsten Radrouten Frankreichs. Damit man entlang der Strecke nichts Wichtiges versäumt, gibt es für Besucher:innen ein touristisches Heft, das die Sehenswürdigkeiten dieser außergewöhnlichen Fahrradroute auf einen Blick zusammengefasst. Und damit man nichts vergisst, lassen sich in diesem Reisetagebuch auch die persönlichen Höhepunkte von den Radfahrer:innen festhalten und Stempel sammeln. Eine spielerische Möglichkeit, um Kultur- und Naturlandschaft des Loiretals, die seit dem Jahr 2000 auch zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, mit dem Fahrrad zu entdecken.

Die Burgundertrüffel, mit ihrem lateinischen Namen „Tubue er Uncinatum“, ist eine Herbsttrüffel, die von Chefköch:innen und Feinschmecker:innen geschätzt wird. Die „Route touristique de la truffe de Bourgogne“ ehrt diese außergewöhnliche Delikatesse und stellt sowohl lokalen Produzent:innen, Händler.Innen und Restaurants der Region vor. Sie startet in Nuits-Saint-George und führt durch die prestigeträchtigen Weinberge der Côte d'Or und ihre Wälder, in denen die Trüffel wachsen.

Das nationale Meereszentrum Nausicaá in Boulogne-sur-Mer gilt als das größte Aquarium Europas. Wer sich für die Geheimnis in den Tiefen des Meeres interessiert, erhält hier zahlreiche Antworten auf seine Fragen. Die neueste Ausstellung mit dem Titel „Reiseziel Tiefsee“ lädt ein, ins Reich der Finsternis unterzutauchen. Dort, wo jedes Leben unmöglich zu sein scheint, tut sich erstaunlicherweise doch sehr viel: Fische mit riesigen Zähnen, leuchtende Quallen, der bucklige Anglerfisch oder Riesenseespinnen. Das Meereszentrum bietet eine ungewöhnliche Sinnesreise, bei der man eine Vielzahl überraschendster Tiefseekreaturen kennenlernt, die nur sehr wenige Menschen aus der Nähe zu sehen bekommen.

Als eine der symbolträchtigsten Persönlichkeiten in der Geschichte Korsikas hat Napoleon Bonaparte viele Spuren auf der Insel hinterlassen. 1769 in Ajaccio geboren, wuchs er in der Stadt zwischen verwinkelten Gassen und Häusern mit bunten Fensterläden auf. Eine Umgebung, die seine Fantasie prägte und bereicherte. Nur wenige Schritte vom Bonaparte-Haus entfernt lädt Ajaccio mit der Napoleon-Höhle zu einer Reise in die Vergangenheit ein. In diesem versteckten, steinernen Ort werden Besucher:innen mithilfe einer Videoprojektion in die Jugend Napoleons versetzt. Eine Gelegenheit, mehr über eine der bedeutendsten Persönlichkeiten Frankreichs zu erfahren und gleichzeitig einen „Spuntinu“ zu genießen – mit einer Auswahl an lokalen Gerichten, korsischem Käse, Wurstwaren wie Figatellu oder Lonzu und frischem Brot, das je nach Jahreszeit mit Oliven oder Gemüse aus dem eigenen Garten verfeinert wird. Dieses Erlebnis, bei dem Kultur, Geschichte und Gastronomie auf äußerst geschickte Weise verwoben werden.

Lust in See zu stechen, um den ältesten Leuchtturm der Welt zu besichtigen, der noch in Betrieb ist? Seit etwa 1611 erhebt sich rund sieben Kilometer von der aquitanischen Küste entfernt der Leuchtturm von Cordouan am Beginn der Gironde-Mündung. Er liegt etwa zwei Stunden von Bordeaux entfernt und ist nur bei Ebbe mit dem Boot von Royan und Le Verdon-sur-Mer erreichbar. Mit seinen prunkvoll ausgestatteten Räumen und der königlichen Kapelle wird er auch das „Versailles der Meere“ genannt und ist natürlich auch auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes zu finden. Zurecht! Besichtigt werden kann dieses historische Bauwerk zwischen April und November. Hierbei wird man vom Wächter persönlich empfangen. Mit Herzklopfen und nassen Füße muss gerechnet werden, doch ganz oben im sechsten Stockwerk, nachdem man 301 Stufen erklommen hat, belohnt einen ein spektakuläres Panorama, das weit über den Horizont reicht.

Schon mal was von Coasteering gehört? Diese aufregende Sportart vereint Schwimmen, Sprüngen ins Meer, Klettern und Abseilen. Es handelt sich um eine Kombination aus Klettern und Canyoning inmitten atemberaubender Landschaften. Die Halbinsel Cotentin bietet die perfekte Kulisse für dieses Abendteuer mit ihren Sümpfen, Wiesen, Heckenlandschaft - der Bocage -, Heideflächen, Klippen und rauen Küstenstrichen. In der Bucht von Ecalgrain kann man sich mit einem Helm und Neoprenanzug ausgestattet und von einem sachkundigen Tourguide begleitet, auf den steilen Felspfaden ins nasse Abenteuer stürzen.

Straßburg ist es auf Grund der Tatkraft seiner Künstler:innen sowie Buch- und Kulturschaffenden gelungen, als erste französische Stadt die Auszeichnung als UNESCO-Welthauptstadt des Buches zu erhalten. Kein Wunder, haben doch viele Persönlichkeiten aus der Welt des Buches und des Denkens Straßburg seit jeher geprägt - von Gutenberg, Johann Carolus und Sebastian Brant über Johann Wolfgang von Goethe, Marc Bloch und Lucien Febvre bis zu Hans Arp und Tomi Ungerer.

Den Titel hat Straßburg am 23. April 2024 von Accra übernommen und darf ihn bis in den April des kommenden Jahres führen, bevor die Stafette an die nächste Stadt übergeben wird.

Lust bekommen, Frankreich näher zu entdecken? Die Planung der persönlichen Route erleichtert die ÖAMTC Länder-Info Frankreich (www.oeamtc.at/laenderinfo/frankreich/) und der ÖAMTC Routenplaner (www.oeamtc.at/routenplaner), der die Verkehrssituation in Echtzeit aufzeigt sowie auf bekannte Sperren und Hindernisse am Reisetag hinweist. Ebenso können Kosten für Maut & Vignette berechnet werden und man erhält Informationen zu Mitführpflichten, Umweltzonen und viele weitere nützliche Informationen.