X-mas unter Cowboys
So bereitet man sich in Texas auf Santa Claus vor – ein Reisebericht unserer Touristikexpertin.

Vor einigen Jahren, als meine Freundin K. mit ihrer Familie aus beruflichen Gründen nach Texas umzog, war ich mir sicher, dass wir den Kontakt halten, uns schreiben und besuchen würden. Nicht aus den Augen verlieren, lautete das Motto. Trotz Atlantik zwischen uns. Dass wir auch einmal Weihnachten in Texas feiern und damit eine "besinnliche" Zeit vor Ort erleben würden, hätte ich mir damals nie träumen lassen.
Glitzer, wohin das Auge schaut
In Lewisville, einem Vorort von Dallas, gehen langsam die Lichter an. Manchmal sind es nur dezente Lichterketten an den Dachgiebeln der Häuser, doch einige Nachbarn haben es sich nicht nehmen lassen, Gäste zu sich in den Vorgarten einzuladen. Während man in der Old Barn Lane Mickey Mouse und Goofy in einem knallroten Feuerwehrauto begegnet, bewachen lebensgroße Nussknacker in roten Uniformen und hohen blauen Mützen die Eingangstür, über der ein Schriftzug 'Merry Christmas' (übersetzt: fröhliche Weihnachten) verkündet. Etwas weiter die Straße hinauf winkt ein leuchtender grüner Kaktus mit rotem Stetson Passanten zu, während neben ihm ein großer Santa Claus aus einem Buch vorliest, flankiert von einem rosaroten Flamingo mit Weihnachtsmütze und von einer blinkenden Palme.
Lichterspektakel
Der Preis für die aufwendigste und originellste Weihnachtsdekoration geht an eine Familie im Summertime Trail. Hier leuchtet, blinkt und glitzert einfach alles – vom Keller bis zum Rauchfang, vom Dachgiebel über die Türen und Fenster, die Pflanzen im Garten, bis hin zu den Zinnsoldaten und Zuckerstangen, die den Zaun entlang des Gehwegs flankieren. Das Lichterspektakel, welches tagein tagaus exakt um 19 Uhr beginnt, hat sich herumgesprochen und so zieht es auch Schaulustige aus der Umgebung hierher, um vor dem Haus die Lichtershow, die von den Besitzer:innen minutiös für 15 Minuten einstudiert worden ist, zu bestaunen. Begleitet von einer Countdown-Anzeige, die die verbleibenden Minuten bis zum Eintreffen von Santa Claus herunterzählt.
Die Weihnachtshauptstadt
Noch farbenfroher präsentiert sich die Innenstadt von Grapevine, der Weihnachtshauptstadt im US-Bundesstaat Texas. Hier finden an 40 Tagen vor Weihnachten über 1.400 Veranstaltungen statt. Ein Muss ist auf jeden Fall eine Fahrt mit dem North Pole Express. Ein passender Name, wohnt doch der Weihnachtsmann bekanntermaßen am Nordpol! Aber Achtung – es empfiehlt sich rechtzeitig vorzureservieren.
Das Gaylord Texan Resort & Convention Center
Die im deutschen Sprachraum entstandene Tradition der Weihnachtsmärkte wird in den USA zwar immer beliebter, aber dennoch sucht man in Dallas und Umland einen Adventmarkt mit Glühweinständen und gebrannten Mandeln noch vergeblich. Stattdessen pilgern Familien mit Kindern auf der Suche nach Weihnachtsatmosphäre ins Gaylord Texan Resort & Convention Center Hotel in Grapevine, um hier im Atrium auf über 18.000 Quadratmetern in eine künstliche Christmas-Welt einzutauchen. Während fast schon beängstigend große Geschenkpäckchen von der Glasdecke hängen und rote Weihnachtssterne, grüne Palmen und Millionen von kleinen Lichtern die Wege säumen, können faszinierte Kinderaugen überdimensionale Nussknacker, Meter hohe Santa-Claus-Stiefel, leuchtende Rentiere und einen Weihnachtszug, der durch eine watteweiße Landschaft fährt, bewundern. Begleitet von der samtenen Stimme Bing Crosbys und seiner allgegenwärtigen Weihnachtslieder.
Von der TV-Saga bis zum Rodeo
Während man in Europa in vielen Ländern nach dem Christkind Ausschau hält, reist in den Vereinigten Staaten Santa Claus im Rentierschlitten an, um am ersten Weihnachtsfeiertag die Kinder mit Geschenken zu überraschen und diese in den Strümpfen am Kamin zu hinterlassen. Von Ausschlafen keine Rede! Ebenso ein Muss sind eine amerikanische Flagge im Garten und auf offenem Feuer gebratene Marshmallows zu den Weihnachtsfeiertagen. Weihnachtlich geschmückte Straßenzüge sucht man hingegen in Dallas vergeblich. Nur wenige Weihnachtsbäume erinnern im Stadtzentrum vor den Wolkenkratzern an Christmas. Wesentlich festlicher geht es rund 40 Minuten von Dallas entfernt bei den Ewings auf der Southfork Ranch zu. Adventkränze, Blumenarrangements und ein Weihnachtsbaum zieren das Anwesen der bekannten TV-Ölfamilie aus den 80-ern. Eine gute Gelegenheit, um mit dem hier aus Karton ausgestellten Bösewicht J. R. mit einem Glas Whiskey anzustoßen.
Auf zu den Cowboys
Wer statt der TV-Saga das "echte", alte Texas bevorzugt, der muss sich in den Fort Worth Stockyards National Historic District, etwa 50 Kilometer von Dallas Downtown, begeben. Hier zeigen "richtige" Cowboys zweimal pro Tag beim Cattle Drive, dem traditionellen Rindertreiben, ihr Handwerk. Sehenswert ist auch ein Rodeo im Cowtown Coliseum, bei dem nach der amerikanischen Hymne, die immer zu Beginn angestimmt wird, sowohl große als auch junge Nachwuchs-Cowboys von gerade einmal sechs Jahren ihre Reitkünste unter Beweis stellen. Artistenkunst gepaart mit Patriotismus, das macht müde und hungrig. Stärkung gibt es auf der H3 Ranch, doch auch hier heißt es, alte Weihnachtsgewohnheiten hinter sich lassen. Statt Fisch oder Gans stehen Crispy Fried Catfish, Tomahawk Pork Chop oder ein Rib Steak auf der Speisekarte. Natürlich mit Pommes oder 'baked beans'. Das sind also wahre Weihnachten unter Cowboys. Merry Christmas!
Noch drei Tipps für deine Reise
Weitere nützliche Informationen zu Reisen in die USA gibt es in unserer Länder-Info USA.
Hier findest Du nähere Tipps zur ESTA-Reisegenehmigung.
Noch mehr Inspiration zu den USA gibt es beim USA Committee.

Autor:in
Yvette Polasek ist als Reiseexpertin beim ÖAMTC Reise- und Mobilitätsservice tätig. In Ihrer Freizeit gehört Ihr Herz neben ihrer Familie, Büchern und Kräutern, dem "Koffer packen", um die Welt zu erkunden. Aktuell liegt ihr Länder-Score bei 59 Ländern. Man kann gespannt sein, wohin es sie demnächst zieht.