Winterdienst
Sanfte Hügel im Sommer, schneebedeckte Gipfel im Winter - Pilot Johannes Schöffl pendelt zwischen zwei Welten.
Jedes Jahr, wenn der Winter ins Land Einzug hält, verändert sich für Johannes Schöffl sein Arbeitsumfeld. Dann tauscht er nämlich die sanften Hügel des oberösterreichisch-bayrischen Grenzgebietes gegen die schroffe Bergwelt des Tiroler Tuxertals. Statt Dienst am Christophorus Europa 3 in Suben, fliegt er vorwiegend Einsätze am in Hintertux stationierten Alpin 5.
Für Johannes Schöffl ändert sich jedoch kaum etwas "Natürlich macht es vom fliegerischen her einen Unterschied ob ich einfach gerade aus fliegen kann oder ob Berge dazwischen sind. Und auch die Thermik ist im Hochgebirge ein völlig andere. Aber letztendlich geht es immer darum, Menschen, die sich in einer Notsituation befinden, so schnell und unkompliziert wie möglich zu helfen." Und auch sonst bleibt alles gleich, denn ganz egal ob er in seiner oberösterreichischen Heimat oder in Tirol fliegt, wird der Stützpunkt während seiner Dienstwoche zu seinem zweiten Zuhause.
Rascher und schonender Transport
Obwohl die Anzahl der Skiunfälle im jahresvergleich rückläufig ist, ist im Fall der Fälle rasche Hilfe gefragt. Immer wenn es um einen schnellen und vor allem schonenden Transport in ein Krankenhaus geht – beispielsweise bei Verletzungen des Kopfes, der Wirbelsäule oder komplexen Knieverletzungen – kommt im Regelfall ein Hubschrauber zum Einsatz. Auch Patienten mit schweren Knochenbrüchen und Verletzungen der Gelenke, die große Schmerzen verursachen, werden wann immer möglich mit dem Helikopter transportiert.
Im Vordergrund steht dabei jedoch nicht der Komfort für die Patient:innen. Vielmehr geht es darum, schwerwiegende Komplikationen und entsprechende Spätfolgen zu vermeiden. "Denn sogenannte 'Kleinigkeiten' können sich durchaus zu schweren Verletzungen entwickeln, wenn eine rechtzeitige medizinische Versorgung nicht gegeben ist", weiß Schöffl.
Anders als im Sommer
Große Bedeutung hat ein Notarzthubschrauber auch dann, wenn es zwar nicht um lebensbedrohliche oder sehr ernste Verletzungen geht, sondern wenn der Verletzte sich an einer schwer zugänglichen Stelle befindet. Ist eine Landung unmittelbar am Notfallort auf Grund der Geländesituation schwierig oder gar unmöglich, wird der:die Notärzt:in gemeinsam mit dem:der Flugretter:in mittels Tau zur Unglücksstelle geflogen. "Das ist wahrscheinlich einer der größten Unterschiede zu meiner Tätigkeit in Suben. Taubergungen gibt es am Christophorus Europa 3 nie, da auch die Maschine gar nicht dafür ausgerüstet ist", erzählt Schöffl.
Aber auch bezüglich der Ausstattung fällt Schöffl noch der ein oder andere Unterschied ein. "Am Alpin 5 haben wir immer die Ausrüstung für Lawineneinsätze und für uns selbst Lawinenairbags an Bord. Dazu kommen noch Anoraks, Hauben, Handschuhe und für Flugretter:in und Notärzt:in auch Steigeisen. All diese Dinge brauchen wir im Sommer in Suben nicht wirklich."
Nicht nur auf der Piste
Im Fall des Falles können Wintersportler:innen also in allen Skiregionen mit der raschen und kompetenten Hilfe aus der Luft rechnen. Anfang Februar ist der Winterdienst jetzt bereits überall voll im Gange. Die Hubschrauber und eine komplette Rettungscrew sind ständig einsatzbereit. In erster Linie geht es natürlich darum, Verunfallten auf den Skipisten zu Hilfe zu kommen. Immer wieder werden die Hubschrauber aber auch zu medizinischen Notfällen wie Schlaganfällen oder Herzinfarkten in der gesamten Region gerufen.
Das Heli Ambulance Team
Alpin 5 gehört (gemeinsam mit Alpin 1, stationiert im kärntnerischen Patergassen, Alpin 2 in Sölden und Alpin Heli 6 in Zell am See) zur Flotte des Heli Ambulance Teams (HAT). Mit Ausnahme von Alpin Heli 6 handelt es sich hierbei um saisonale Stützpunkte. Diese Helikopter ergänzen während der Wintermonate – im Regelfall von November bis April – in tourismusstarken Skigebieten die Notarzthubschrauber der ÖAMTC-Flugrettung.
Über den Autor
Ralph Schüller mag Hubschrauber – zumindest im beruflichen Kontext als Teil des Teams der ÖAMTC-Öffentlichkeitsarbeit. Im privaten Bereich geht er es etwas leiser an, mit dem Rad oder gerne auch per pedes. Laut nur dann, wenn er zur Posaune greift.
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