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Campen am Festival

hell yes oder no way?

ÖCC_Zelten am Festival Michael Szemes

Morgen, am Donnerstag (13. Juni), startet Österreichs größtes Rockfestival – rund 200.000 Besucher:innen nehmen am Nova Rock in Nickelsdorf im Burgenland teil. Neben den Partyfotos und Bühnenaufnahmen von Bands, kennt man vor allem auch Bilder vom Campingplatz – egal ob Regen oder Sonnenschein, einige campende Musikfans behaupten, dass sich die eigentliche Party zwischen den Zeltreihen abspielt. Ist das Festivalerlebnis erst komplett, wenn auch gecampt wird oder wird Zelt und CO. am Festival zu sehr romantisiert und ist eigentlich total overrated? Wir haben bei Michael Szemes und Stefan Tschernutter nachgefragt – sie verbindet die Liebe zur Musik und zu Festivals. Bei der Frage nach dem Schlafplatz sind sich die beiden aber nicht mehr ganz so einig.

Hotelzimmer statt Schlamm und Gluthölle

Vorab gebe ich gleich zu: Der Campingplatz eines Musikfestivals ist in vielerlei Hinsicht ein großartiger Ort – ich habe dort im Laufe der Jahre unzählige unterhaltsame Stunden verbracht. Daran denke ich immer gerne zurück. Und ja, ab und an kann es auch heute noch vorkommen, dass ich im Zelt übernachten. Aber nur dann, wenn es sein muss und es keine andere Möglichkeit gibt. Beim weltgrößten Metal-Festival, dem Wacken, kommt z. B. nur Camping in Frage – Lust hätte ich schon wieder auf das Festival. Nicht zu überhören ist aber die Stimme in mir, die mich an die Schattenseiten und Strapazen des Camper:innen-Daseins erinnern: unsicheres Wetter, lärmende Menschen in der Nacht, Helligkeit früh am Morgen, Rückenschmerzen und katastrophale hygienische Zustände.

Vor allem der Wettergott kann ein echter Spielverderber sein: Entweder es schüttet wie aus Kübeln – die Folge sind Schlamm, nicht mehr trocken zu kriegende Klamotten und sehr kalte Nächte. Oder es herrscht extreme Hitze, die das Innere jedes Zeltes zu einer Gluthölle ohne Sauerstoff macht, was jegliche Hoffnung, sich halbwegs ausruhen zu können, im Keim erstickt. Meine Erfahrung hat gezeigt: Gemäßigte Witterung gibt es am Festival nicht.

Ist man mit den richtigen Leuten unterwegs, hält man all das erstaunlicherweise recht gut aus – aber sagen wir es so, wie es ist: Man wird nicht jünger. Und in einem Bett schläft es sich halt doch deutlich besser als quasi direkt auf dem Erdboden – merkwürdig, dass immer genau dort, wo mein Zelt stand, auch die meisten Wurzeln und Steine waren. All das heißt nun aber nicht, dass man mich nie wieder auf einem Festival-Camp antreffen wird – wenn es aber ein leistbares Zimmer in vernünftiger, bestenfalls fußläufiger Distanz geben sollte: Her damit!

Stefan Tschernutter

Ohne Camping kein Festival

Festival heißt für mich, dass Menschen zusammenkommen, um gemeinsam eine gute Zeit zu haben. Menschen, die sich zuvor noch nie begegnet sind. Das ergibt sich auf dem Camping-Ground eines Festivals ganz zufällig durch die meist recht chaotische Platzwahl. Genau dort knüpfte ich bei unzähligen Festivalbesuchen (bei über 30 Festivals in Österreich, Deutschland, Frankreich und der Tschechischen Republik habe ich aufgehört zu zählen) viele Freundschaften. Meine Freund:innengruppe ist so stetig gewachsen und vor einem Festivalbesuch steigt nicht nur die Vorfreude auf die Musik, sondern auch auf ein Wiedersehen mit der Camping-Community.

Und das obwohl, oder vielleicht weil, die Gegebenheiten beim Festival-Campen zu den widrigsten gehören, die man sich ausmalen kann: Als Camper:in ist man den Witterungen komplett ausgeliefert. Hier hilft nur mit ausreichend Wechselkleidung und wetterfestem Equipment ausgestattet zu sein. Das zur Verfügung stehende Wasser hat meist keine Trinkwasser-Qualität. Je nach Festival und Ort des Camps kann ein kurzer Einkauf stundenlang dauern, weil der Weg so weit und die Menschen so viele sind. Selbiges gilt für WC und Duschen – Komfort a lá Hotelzimmer sieht natürlich anders aus.

Aber gerade das macht es für mich und meine Freund:innen aus. All dem zu trotzen, und dabei die beste Zeit im Jahr zu haben.

Das Campinggelände am Festival ist wie eine eigene Welt, in der alle gleich sind. Hier zählt nicht, was für einen Job du hast, welches Klagelied du von deinem Leben singen kannst, wer du mal warst oder wer du noch sein möchtest. Hier, in der Schlange zum WC, unterm Pavillon, inmitten von tausenden kleinen Zelten oder mit 2 Dosen Wegproviant für die Stunde Fußmarsch bis zum Konzertgelände, spürt man den wirklichen Festival-Vibe.

Diese Euphorie, diese Freiheit und das Zusammensein am Festival-Campingplatz ist einzigartig. Ohne Camping gibt’s für mich kein Festival.

Weil duat spüt die Musi!

Michael Szemes

[...] vor einem Festivalbesuch steigt nicht nur die Vorfreude auf die Musik, sondern auch auf ein Wiedersehen mit der Camping-Community.
Michael Szemes, ÖCC

Tipps für Festival-Camper:innen

Viele Besucher:innen zelten zum ersten Mal am Festival. Damit der Festival-Besuch nicht nur musikalisch, sondern auch in Sachen Camping zum Erfolg wird, haben wir einige Tipps für Gelegenheitscamper:innen und Musikfans:

  • Anreise und Aufbau: Bei der Planung der Anfahrt sollte auf die Distanz von Bahn-/Busstation bzw. Parkplatz zum Campingplatz geachtet werden. Eine umfangreiche Ausrüstung kann sonst schnell zur Last werden.

Profi-Tipp von Micheal Szemes: Bei der Wahl des Zeltplatzes sollte man genügend Abstand zu anderen lassen, sodass man im Finsteren nicht über Abspannseile stolpert. Zudem Randplätze bei Zäunen meiden – diese Stellen werden oft als Toilette verwendet.

  • Zelt: Kleine Iglu-Zelte eignen sich gut für Gelegenheitscamper:innen, da sie auch im Dunkeln schnell aufgebaut sind. Wer jedoch auch bei Schlechtwetter mit Freund:innen zusammensitzen möchte, greift lieber zum Gemeinschaftszelt – allerdings dauert der Aufbau dann etwas länger. Außerdem sind sie in der Anschaffung teurer, dafür meist aber auch hochwertiger und langlebiger. Welches Zelt am besten geeignet ist, erfährt man beim Österreichischen Camping Club unter: www.campingclub.at/zeltkauf-ratgeber.
  • Schlafsack und Isomatte: Damit man die Wurzeln und Steine am Erdboden nicht ganz so hart spürt, empfiehlt es sich in eine gute Isomatte und einen Schlafsack zu investieren. Eine bequeme Alternative sind auch aufblasbare Matratzen.
  • Must-haves: Hygieneartikel wie feuchte Tücher, Desinfektionsmittel, Sonnencreme oder Mückenspray sind unverzichtbar. Dabei sollte möglichst auf biologisch abbaubare Produkte geachtet werden. Eine ausgewählte Reiseapotheke hilft bei kleinen Blessuren, Sonnenbrand oder Kopfschmerzen. In der ÖAMTC Reise-Checkliste "Festival" unter www.oeamtc.at/reisecheckliste findet man alle Must-haves.

Profi-Tipp: Ausgestattet mit Kanistern, kann man diese immer wieder mit frischem Wasser auffüllen und nicht nur zum Trinken, sondern auch zum Waschen und Zähneputzen am Zelt verwenden. So entgeht man langen Warteschlangen vor den Waschmöglichkeiten.

  • Müll reduzieren und richtig entsorgen: Auch beim Feiern sollte man die Umwelt im Blick behalten. Nach dem Festival sollten alle persönlichen Gegenstände, Campingausrüstung und Müll wieder mit nach Hause genommen bzw. entsorgt werden.

Profi-Tipp: Neben Müllsäcken, um Abfälle zu entsorgen, ist es sinnvoll, den Lebensmittelbedarf gemeinsam zu planen, um Verschwendung zu vermeiden. Regelmäßige Müllentsorgung auch während des Festivals verschönert nicht nur den Platz, sondern spart auch Zeit beim Abbau.

Nützliche Infos und Tipps zum Thema Camping - auch abseits von Festivals - findet man unter: Österreichischer Camping Club | Camping Info Österreich | ÖCC

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Nova Rock, © ÖAMTC

ÖAMTC-Pannenhilfe am Nova Rock und Frequency

Der ÖAMTC ist ein verlässlicher Partner beim Nova Rock und Frequency Festival, wo täglich gelbe Engel vor Ort sind. Die ÖAMTC-Pannenhilfe steht allen Festivalbesucher:innen rund um die Uhr zur Verfügung und gibt Starthilfe, sperrt Autos auf oder repariert Notstromaggregate und Kühlschränke. Während eines typischen Nova Rock-Festivalwochenendes werden rund 500 Einsätze am und beim Gelände bewältigt.

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