Die Europameisterin
Leonie Tieber ist mit 23 Jahren ganz offiziell die beste Pannenhelferin Europas.
"Auto Crash", so steht es auf der Webseite der Auto Crash Vereinigung Österreich, "ist eine Motorsportart, die ursprünglich aus den USA stammt und seit über 30 Jahren auch in Österreich ausgetragen wird." Wer sich Videos davon auf YouTube ansieht, dem wird schnell klar: Der Name ist Programm, es ist eigentlich mehr Kontaktsport als Rundstreckenbewerb. "Unsere Nachbarn damals haben geschraubt und an solchen Rennen teilgenommen. Ich war schon als kleines Kind dabei", erzählt mir Leonie Tieber. Daher komme auch ihre Leidenschaft zu Autos und Technik.
Leonies Weg zur Pannenhelferin
Eine Leidenschaft, die die 23-Jährige 2016 zum Beruf gemacht hat. In der Polytechnischen Schule in Feldbach erfuhr sie, dass der ÖAMTC Lehrlinge ausbildet. Leonie bewarb sich sofort, startete im August 2016 ihre Lehre. Im Sommer 2020 absolvierte sie die Lehrabschlussprüfung. Es folgten einige Monate in Feldbach, wo Leonie aufgewachsen ist, als Prüfdiensttechnikerin. Anfang 2021 wurde sie Pannenhelferin in Graz. Und zwei Jahre später kürte sie sich zur besten Pannenhelferin Europas. Aber der Reihe nach.
Der Road Patrol Contest
Einmal im Jahr organisiert der Automobilverband FIA gemeinsam mit ARC Europe, ein Zusammenschluss von mehreren Mobilitätsclubs in Europa, den Road Patrol Contest – quasi die Europameisterschaft für Pannenhelfer:innen. Der Bewerb besteht aus verschiedenen Stationen, die unter Zeitdruck absolviert werden müssen, und fand dieses Jahr in Slowenien statt.
"Wir hatten zum Beispiel E-Autos, die sich nicht laden ließen, da mussten wir eine Lösung finden", erinnert sich Leonie. Teilgenommen hat die Feldbacherin gemeinsam mit ihrem Kollegen Markus Resetarits – der Wettbewerb wird in Zweierteams abgehalten. Die erste Kommunikation übernahm er, sie machte den ersten Grundcheck beim Auto. Dann suchten sie getrennt voneinander nach der Pannenursache. "Um zu gewinnen ist Teamwork die Grundvoraussetzung."
Frau in einer Männerdomäne
Keines der 16 anderen Teams arbeitete effizienter als Leonie und Markus, sie gewannen den Bewerb. Ein Novum, denn erstmals war eine Frau siegreich. Ob es als solche besondere Herausforderungen im Job gebe? "Manche Leute sind vielleicht anfangs skeptisch, aber das verfliegt schnell. Natürlich muss man eine Liebe für den Beruf haben, aber das gilt ja für Männer genauso."
Leonies Leidenschaft zur Pannenhilfe
Und woher kommt diese Liebe bei Leonie? Einerseits an der Kombination von Kommunikation und Technik: "Nur an Autos schrauben ist langweilig, nur mit Menschen reden kann ich aber auch nicht – beides zusammen ist perfekt", erzählt Leonie in südsteirischem Dialekt. Anderseits ist es die Abwechslung: Nie zu wissen, was einen am Tag erwartet, neue Herausforderungen bewältigen, Lösungen für Probleme finden. Und natürlich: helfen zu können. Etwa Familien, die auf ihrem Weg in den Urlaub sind: "Wenn die Kinder zu dir kommen und Danke sagen, das sind die schönsten Einsätze", sagt Leonie, die in ihrer Freizeit leidenschaftlich gerne (Eis-)Stockschießen geht. Und auch heute noch gerne zu Auto-Crash-Rennen fährt. "Mittlerweile kann ich ja auch mithelfen."
Leonie, Markus und ihre Kolleg:innen im Mobilen Pannendienst suchen übrigens Unterstützung für die Teams in ganz Österreich. Mehr Infos im ÖAMTC-Karriereportal.
Autor:in
Maximilian Barcelli ist Redakteur beim ÖAMTC Mobilitätsmagazin auto touring, behandelt dort Stories über Aktuelles und Autos, ist vor allem aber für Motorsport zuständig. Beruflich am liebsten an der Rennstrecke, privat am liebsten am Tennisplatz. Oder in den Bergen. Meer ist natürlich auch okay.
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