Olá, Lisboa!
Welche Lektionen mich ein Kurztrip nach Lissabon gelehrt hat

Wer gerne reist, kennt das Problem: Zu viele interessante Destinationen, zu wenig Zeit. Eine Folge dieser Schieflage ist eine völlig außer Kontrolle geratene Bucket List, die man mehr schlecht als recht abzuarbeiten versucht. Ein Dauerbrenner auf meiner persönlichen Liste: Portugal. Die Entscheidung für den äußersten Südwesten Europas fiel relativ kurzfristig – Ende Jänner wurde festgelegt, dass es Mitte Februar höchste Zeit für ein paar Urlaubstage wäre.
Und, so viel vorweg: Der Kurztrip (es waren insgesamt fünf Tage) hat sich auf jeden Fall gelohnt! Lissabon ist definitiv eine Reise wert: Gutes Essen, eine riesige Auswahl an Sehenswürdigkeiten (darunter auch einige Kuriositäten), freundliche Menschen, angenehmes Klima – die Stadt präsentierte sich von einer wirklich angenehmen Seite.

Tipp 1: Reisezeit mit Bedacht wählen – auch außerhalb der Saison ist viel los!
Ich weiß nicht, wie es anderen geht – ich habe jedenfalls nicht das Gefühl, dass der Februar eine beliebte Zeit für Reisen innerhalb von Europa ist. Ich selbst – erprobt durch winterliche Aufenthalte in Norwegen – hatte ebenfalls Bedenken, weil ich mir nicht recht vorstellen konnte, dass das Wetter in Portugal um diese Zeit sonderlich angenehm wäre: Weder richtige Kälte wie in Skandinavien, noch eine echte Option, dem mittlerweile sehr diffusen österreichischen Winter zu entkommen – das war mein Vorurteil.
Nun, eine Reise später, zeigte sich, dass der Februar eine ausgezeichnete Zeit für Lissabon ist. Das Wetter war (bis auf einen halben Tag mit etwas Regen) durchgehend angenehm mit Temperaturen knapp über 20 Grad. Das allein spricht schon für den eher ungewöhnlichen Reisetermin, noch wichtiger ist aber ein anderer Punkt: Auch im Februar waren in Lissabon weit mehr Tourist:innen, als ich erwartet hätte. Die Folge: Trotz Nebensaison bildeten sich an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten teils lange Schlangen. Eine davon hielt uns tatsächlich davon ab, den berühmten Torre de Belém zu betreten. Von außen gesehen haben wir ihn – aber eine Stunde (oder länger) anzustehen, um den Blick von oben zu genießen? Das war es uns dann doch nicht wert.
Lissabon in der Nebensaison ist herrlich – im Sommer, wenn die Temperaturen doppelt so hoch sind, möchte ich mich nicht mit einem Vielfachen der Menschen, durch die verwinkelten Gassen schieben müssen!

Tipp 2: Verschlungene Pfade erfordern gutes Schuhwerk und Prioritäten!
In Lissabon leben deutlich weniger Menschen als in Wien und auch flächenmäßig ist die portugiesische Hauptstadt bei weitem nicht so groß wie ihr österreichisches Pendant. Wer nun aber denkt, deswegen könne man problemlos alles, was man sich vorab überlegt hat, ansehen, irrt sich möglicherweise. Klar, man kann mit den üblichen Hop-on/Hop-off-Bussen ohne große Umstände die wichtigsten Sehenswürdigkeiten abklappern. Und ja, auch so erhält man sicher einen Eindruck von der Stadt.
Meines ist diese Art der Besichtigung allerdings nicht, das Motto lautet "auf eigene Faust", vor allem, weil das die einzige Möglichkeit ist, versteckte und vom Massentourismus verschont gebliebene Orte zu entdecken.
Wer das ebenso macht, sollte den dafür notwenigen Zeit- und Kraftaufwand nicht unterschätzen. Der Fehler, den man leicht macht, hat mit der Zweidimensionalität der Stadtpläne zu tun: Hier sieht es oft so aus, als wären Sehenswürdigkeiten dicht an dicht gepackt. Dass Lissabon extrem hügelig ist, habe ich erst vor Ort gelernt.
So schien mir z. B. das Convento do Carmo nur einen Katzensprung vom Castelo de São Jorge entfernt zu sein. In Wirklichkeit muss man auf dem Weg vom Kloster zur Burg jedoch vom einen Berg runter, den anderen wieder hinauf, was mitunter ordentlich Zeit in Anspruch nimmt. Und die oben erwähnte Kraft? Nun, einerseits sind viele dieser Hügel tatsächlich sehr steil, was ordentlich auf die Kondition geht. Gut zu Fuß sein muss man aber auch, weil die Wege meist durch enge Gassen führen, die mal mehr, mal weniger gut gepflastert sind.
Wer statt dem beschwerlichen Fußmarsch die Fahrt mit der Tram wählt, wird am Ziel zwar weniger müde sein, schneller ist man deshalb aber nicht unbedingt. Auch darum gilt es, Prioritäten setzen. Noch wichtiger ist letzteres übrigens, wenn man auch Bereiche außerhalb des Stadtzentrums erkunden möchte. So kann z. B. die Fahrt zum Torre de Belém mit den Öffis schon mal eine Stunde dauern – insofern sollte man sich besonders bei einem Kurztrip gut überlegen, ob man überhaupt "hinaus" fahren möchte.

Ein Blick in den Atlas Obscura bringt oft wahre Kleinode ans Tageslicht, die häufig sehr weniger Tourist:innen am Schirm haben.
Tipp 3: Öffentliche Verkehrsmittel nutzen – man kommt überall hin!
Im Stadtzentrum kann man fast alles gehend erkunden, wenn man halbwegs gut zu Fuß ist. Für größere Entfernungen kann und sollte man die Öffis nutzen. Bus, Straßen- und U-Bahn sind gut ausgebaut und meist pünktlich und verlässlich. Wer sich für diese Art, von A nach B zu kommen, entscheidet, sollte sich die Lisboa-Card zulegen: Sie gilt für alle öffentlichen Verkehrsmittel, dazu zählen neben der Linie 28 auch die Ascensores bzw. Elevadores – dabei handelt es sich um, an neuralgischen Punkten verteilte Standseilbahnen und Aufzüge, die geeignet sind, den einen oder anderen Aufstieg bequemer zu gestalten. Der Eintritt in verschiedene Museen und Sehenswürdigkeiten ist ebenfalls inkludiert – man macht mit dieser Karte also nichts falsch.
City Cards
Die meisten europäischen Städte bieten eigene City Cards an, deren Kauf sich lohnen kann. Reisende können mit den City Cards oft nicht nur gratis den öffentlichen Nahverkehr für einen bestimmten Zeitraum nutzen, sie ermöglichen auch den kostenlosen oder ermäßigten Eintritt zu vielen Sehenswürdigkeiten und beinhalten viele unterschiedliche Rabatte vor Ort. Zudem fällt bei manchen Attraktionen auch das lästige In-der-Schlange-stehen weg. Aber: Der Leistungsumfang der City Cards kann je nach Stadt stark variiert, daher unbedingt vorab informieren, ob eine Stadt eine eigene City Card anbietet und was diese alles beinhaltet. Zudem ist der Online-Preis für City Cards manchmal günstiger als das Kaufen vor Ort.

Auf ein Auto kann man in Lissabon also getrost verzichten: Parkplätze sind Mangelware und der Verkehr wirkt wahlweise einschüchternd oder – zu Stoßzeiten – wie ein einziger, langer Stau. Alternativ zu den eigenen Beinen und den Öffis könnte man auch ein Tuk Tuk nehmen? Ja, richtig gelesen, diese motorisierten Rikschas, die man eher in Asien vermuten würde, gehören auch in Lissabon zum Stadtbild. Ob sich das lohnt, kann ich nicht beurteilen – mir sahen diese Gefährte viel zu abenteuerlich aus, um sich damit in den Straßenverkehr zu wagen.
An dieser Stelle muss man im Übrigen anmerken, dass Lissabon – soweit ich das beurteilen kann – nicht gerade mit Barrierefreiheit glänzt: Abgesehen von unebenen, gepflasterten Gehsteigen und Straßen, sind mir immer wieder Gehsteigkanten ohne Rampen aufgefallen, viele Straßenbahnen waren ältere Modelle mit Stufen – und an mehreren U-Bahn-Stationen waren Rolltreppen und Aufzüge außer Betrieb.

Tipp 4: Essen & Trinken genießen – großer Genuss für kleines Geld!
Vor der Reise hatte ich keinerlei Vorstellungen über die kulinarischen Qualitäten von Lissabon. Umso überraschter war ich, als ich feststellte, wie gut das Essen war. Und zwar in jedem einzelnen Lokal! Wer sich traut, sollte also ruhig mal ein kleines Restaurant abseits der Tourist:innenpfade aufsuchen. Die sehen von außen zwar manchmal nicht so einladend aus, wenn man dann aber drin sitzt, darf man sich einerseits über freundliches Personal, andererseits über leckeres Essen freuen.

Zum kulinarischen Pflichtprogramm gehören vor allem Bacalhau (Stockfisch), den man in allen möglichen Varianten bekommt. Außerdem sollte man unbedingt die Pasteis de Nata (Pudding-Blätterteig-Törtchen) probieren. Ich war bei beidem skeptisch, stehen diese Gerichte doch in jedem Reiseführer, was ja immer ein bisschen zu der Angst führt, in eine Art Tourist:innenfalle zu tappen. Hier kann ich aber Entwarnung geben: Beides war tatsächlich so köstlich wie behauptet. Doch die kulinarische Vielfalt hört hier noch lange nicht auf: Von Caldo Verde (eine Art grüner Gemüsesuppe) über Schwein/Ente/Huhn mit Reis und Meeresfrüchten bis hin zu gegrilltem Huhn mit PiriPiri – egal, worauf die Wahl bei diesem Kurztrip fiel, es gab keine einzige Enttäuschung.
Für Unschlüssige, die eine große Auswahl auf eher engem Raum suchen, empfiehlt sich entweder eine Markthalle (z. B. der Mercado da Ribeira) oder die LX Factory. Letzteres ist ein aufgelassenes Fabriksgelände, das mit zahlreichen Shops, Cafés und Restaurants lockt und auch, wenn man gerade keinen Hunger hat, einen Besuch wert.



- Lissabon überrascht mit ausgezeichneter Kulinarik, © Tschernutter
- egal ob vegetarisch, Fleisch oder Fisch , © Tschernutter
- wer sich traut kulinarisch was auszuprobieren, wird in Lissabon nicht enttäuscht., © Tschernutter
ÖAMTC Länderinfo
Wer Lust auf eine Reise nach Lissabon bekommen hat, findet in der ÖAMTC Länderinfo weitere hilfreiche Tipps zu Sehenswürdigkeiten, Verkehr und Sicherheit. Damit steht einer unvergesslichen Entdeckungstour durch die portugiesische Hauptstadt nichts mehr im Weg!


Autor:in
Stefan Tschernutter (he/his) arbeitet seit April 2011 beim ÖAMTC im Team der Öffentlichkeitsarbeit. Er ist unter anderem für die Medienarbeit zu Tests, Technik und Sicherheit sowie die Flugrettung zuständig. Im Job die Ruhe in Person, lässt er es in seiner Freizeit gerne beim Besuch von Heavy Metal-Konzerten krachen, läuft jedes Wochenende ein paar Kilometer, hört auch dabei Musik (und den einen oder anderen Podcast) und liest abends gerne mal ein gutes Buch.