Hotel Stützpunkt
Wie sieht der Alltag im Leben unserer Pilot:innen aus, wenn sie ihr Zuhause gegen den Stützpunkt tauschen?
Ihnen gebührt die Bezeichnung 'Gelbe Engel', denn sie sind die Retter:innen der Lüfte. Wenn es in lebensgefährlichen Situationen hart auf hart kommt, sind sie die ersten, die gemeinsam mit den Notärtz:innen an Ort und Stelle sind.
Um stets einsatzbereit sein zu können, müssen Flugretter:innen und Pilot:innen oft für mehrere Tage hintereinander das gemütliche Eigenheim gegen den Stützpunkt eintauschen. ÖAMTC-Pilot Klaus Rainer hat mich durch sein Kurzzeit-Apartment am Stützpunkt Wiener Neustadt geführt.
Eine herzliche Begrüßung
Als ich die Türe zum Stützpunktgebäude öffnen möchte, kommt mir jemand zuvor. Schwungvoll öffnet sich die Pforte, ehe mir ein Mann mit breitem Grinsen im Gesicht gegenübersteht. Mit einem herzlichen "Servus, Klaus!" stellt er sich vor und lädt mich gleich auf einen Begrüßungskaffee ein.
Klaus, der eigentlich aus Kärnten ist, wird die Woche am Stützpunkt in Wiener Neustadt verbringen, um jederzeit einsatzbereit zu sein. Für diesen Job wohnt er übergangsweise hier. "Für kurze Zeit aus dem eigenen Haus auszuziehen, um Leben zu retten, das würde nicht jeder machen", denke ich mir still und folge ihm ein Stockwerk höher. Hinter einer offenen Holztür befindet sich das Zimmer, in dem Klaus nächtigen wird. Ausgestattet mit einem Bett, einem Kleiderschrank, einer Lampe, ein paar angelehnten Bildern und einer Balkontüre für den privaten Zugang ins Freie, wirkt das Zimmer – trotz wenigen Möbel – gemütlich.
Freizeit am Stützpunkt
Meinen Gedanken, wie es mit der freien Zeit hier am Stützpunkt aussieht, spreche ich laut aus. "Damit wir uns bewegen und fit halten können, haben wir uns ein paar Fitnessgeräte aufgestellt. In unseren Pausen und am Abend setzen wir uns oft auf der grünen Eckbank beim Hangar zusammen und schauen raus. Das ist unser Lieblingsplatz", erzählt Klaus.
Außerdem verrät er mir, dass auch der Humor nicht fehlen darf und unterstreicht das mit einer schönen Anekdote am Stützpunkt. Als Klaus für einen Auftritt üben musste, hat er beispielsweise seine Freizeit am Stützpunkt genutzt, indem er sich kurzerhand sein Saxophon geschnappt und "Pink Panther" vor dem Hubschrauber gespielt hat. Ein Moment, der ihm auch heute noch ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert, wenn er sich daran zurückerinnert.
...von einer Sekunde auf die nächste zum Einsatz
Als ich frage, ob es nicht trotz dieser vielen Unterhaltungsmöglichkeiten anstrengend ist, eine ganze Woche am Stück an seinem Arbeitsplatz verbringen zu müssen, antwortet er: "Ich kenne es gar nicht anders und würde es auch nicht anders wollen. In meiner Pension werde ich das sicher vermissen. Abends noch mit meinen Kolleg:innen im Hangar zu sitzen, das mag ich. Außerdem habe ich nach einer solchen Woche mehrere Tage am Stück frei." Seit 25 Jahren ist er immerhin schon bei der ÖAMTC-Flugrettung und während er spricht, sehe ich Klaus an, wie sehr ihn sein Beruf erfüllt.
In der nächsten Sekunde piept bei einem der Flugretter das Handy und Klaus verschwindet mit ihm und dem Notarzt. Sie sind ein eingespieltes Team, das merke ich sofort. Kurz darauf verabschiedet sich Klaus auch schon von uns: "Ich vermute, wir werden uns nicht mehr sehen. Wir haben jetzt einen Einsatz – eine Überstellung. Tschüss, es hat mich sehr gefreut dich kennenzulernen", sagt er während er meine Hand schüttelt und ein paar Minuten darauf in den gelben Christophorus steigt.
Von einer Sekunde auf die andere geht es für Notärzt:innen, Flugretter:innen und Pilot:innen also auf zum nächsten Einsatz. Dennoch strahlt keiner der Profis Stress aus. Ich fahre in dem Wissen nachhause, dass die ÖAMTC-Flugretter:innen in Notsituationen einen kühlen Kopf bewahren und genau die Richtigen für diesen (überlebens)wichtigen Job sind.
Autor:in
Im Sommer 2023 unterstützte Marlene Haindl die ÖAMTC-Öffentlichkeitsarbeit als Praktikantin. Sie studiert Journalismus und Unternehmenskommunikation an der Fachhochschule Wiener Neustadt. Neben dem Studium spielt Marlene Theater und interessiert sich für Hörfunk und Radiomoderationen.
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