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Ein Blick hinter die Box

Arbeiten bei der Austrian Motorsport Federation (AMF).

ÖAMTC_Scrutineers_Gruppenfoto_020_low.jpg Helmut Eckler

Von der Formel 1 in Spielberg bis zum Motocross in Weyer: Ohne die Stewards und Scrutineers der Austrian Motorsport Federation geht quasi nichts im heimischen Motorsport. Wir haben mit drei AMF-Offiziellen gesprochen.

Spielberg in der Steiermark an einem sonnigen Samstagmorgen. Helmut Eckler vom Mobilitätsmagazin auto touring drückt auf den Auslöser, einmal, zweimal, dreimal. Vor der Linse: ÖAMTC-Präsident Günther Thumser, Direktor Oliver Schmerold – und über 30 Kommissar:innen der Austrian Motorsport Federation (AMF). Ohne sie und die rund 30 weiteren Kolleg:innen vor Ort wäre das, was wenige Stunden später hier stattfinden wird, nicht möglich. Und mit "das" meine ich: die größte heimische Motorsport-Party des Jahres — der Große Preis von Österreich.

Die Austrian Motorsport Federation (AMF) ist die österreichische Vertretung des Motorsports in den Weltverbänden FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) und FIM (Fédération Internationale de Motocyclisme). Zu ihren vielen Aufgaben zählt unter anderem die technische und sportrechtliche Betreuung von Rennen. Für ersteres sind die technischen Kommissar:innen (Scrutineers), für zweiteres die Sportkommissar:innen (Stewards) zuständig.

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Technische Abnahme eines Rallyeautos., © AMF

Der Steward aus Spielberg

So ein Sportkommissar ist der Judenburger Kevin Kaltenegger. 2017 startete er die Ausbildung bei der AMF, 2018 folgte seine erste Saison. Im Motorsport ist der 32-Jährige aber schon sehr viel länger tätig: "Seit 1983 arbeitet mein Papa am Österreichring, wie er damals geheißen hat. Da war ich als Kind natürlich oft dabei und habe schon früh Motorsport-Luft geschnuppert", so Kaltenegger.

Er selbst leitet seit 2011 die Streckenposten am Red Bull Ring. 2016 gründete er die Firma RS-S GmbH, die für die operativen Geschäfte der Österreichring-Sicherheitsstaffel zuständig ist, deren Marshals bei Rennen in ganz Österreich – vor allem am Red Bull Ring – für Sicherheit sorgen. Im Mai dieses Jahres wurde er noch Rennleiter in Spielberg. "Da ist man quasi das Bindeglied zwischen Serie und den lokalen Einsatzelementen. Bei der Formel 1 zum Beispiel arbeite ich eng mit dem F1-Rennleiter Niels Wittich zusammen", so Kaltenegger, dem – das macht sein Steckbrief deutlich – eher selten langweilig ist.

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AMF-Ehrung der Sicherheitsstaffel-Österreichring zum 50-jährigen Bestehen. Zweiter von rechts: Kevin Kaltenegger., © Martin Kubanka

Arbeit an der frischen Luft

Wieso er sich dennoch für eine zusätzlich Aufgabe als Sportkommissar bei der AMF entschieden hat? "Meine Motivation war die tolle Ausbildung, die man dort bekommt. Man lernt sehr viel über das Drumherum: Lizenzen, Regularien, Sportgesetze." Und wenn die Ausbildung abgeschlossen ist, erzählt Kaltenegger, habe man natürlich eine große Verantwortung: "Man hat die Hoheit über die Regularien, kontrolliert, ob alles richtig abläuft und spricht Strafen aus, wenn nicht." Außerdem sei es schön, mal im Freien zu arbeiten: "Am Red Bull Ring habe ich genug Rundstrecke. Deshalb bin ich in meiner Funktion als Sportkommissar zum Beispiel gerne im Wald bei nationalen Trials oder Rallyes."

Denn Motorsport in Österreich, klar, das ist die Formel 1, die MotoGP, die DTM – und 2023 sogar die Rallye-Weltmeisterschaft WRC. Motorsport in Österreich ist aber genauso Autoslalom im ÖAMTC Fahrtechnikzentrum Teesdorf oder Motocross in Weyer.

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An der frischen Luft., © AMF

Mechaniker mit Motorsport-Erfahrung

"Mir taugen die kleinen Veranstaltungen eigentlich mehr." Daniel Antoni bezeichnet sich selbst als echten Technik-Freak – und sein Lebensweg gibt dem 37-Jährigen recht: Als ausgebildeter Mechaniker arbeitet er schon sein ganzes Leben an Autos, schraubt an ihnen, prüft, diagnostiziert Fehler. Von der AMF und ihren Tätigkeiten hat der ÖAMTC-Mitarbeiter bei einer Schulung im Mobilitätszentrum des Clubs in Erdberg erfahren. "Hätt’ ich davor davon gewusst, dann hätt’ ich mich schon früher angemeldet", sagt Antoni heute. 2019 war das, ein Jahr später hatte er bereits seine ersten Einsätze als Scrutineer, als technischer Kommissar.

Motorsport-begeistert sei er ja schon immer gewesen, viele Wochenenden habe er privat an der Rennstrecke verbracht. Doch als AMF-Offizieller vor Ort zu sein, das hat noch einmal etwas ganz Besonderes: "Man ist viel näher am Motorsport dran, an den Autos, der Technik."

Die Einsätze sind vielfältig, je nach Serie eben. Beim Formel-1-Grand-Prix etwa werden aerodynamische Abmessungen vorgenommen, wie die Abstände der Flügel oder die Bodenfreiheit. Jeder Scrutineer ist genau für ein F1-Auto zuständig. "Bei Motocross wiederum sieht man sich beispielsweise am Vorabend die Sicherheitsausrüstung an – Helme, Rückenpanzer und so weiter. Damit, wenn etwas passiert, ned vü passiert."

2023-07-01_F1_Red Bull-Ring_Scrutineers_0190_low.jpg Helmut Eckler
Beobachten,…, © Helmut Eckler
2023-07-01_F1_Red Bull-Ring_Scrutineers_0224_low.jpg Helmut Eckler
… notieren…, © Helmut Eckler
2023-07-01_F1_Red Bull-Ring_Scrutineers_0206_low.jpg Helmut Eckler
… und beobachten und notieren. , © Helmut Eckler

Grillen und Grundinteresse

Ein roter Faden lässt sich bei aller Vielfalt erkennen: Antoni bevorzugt kleinere Events. "Dort geht’s familiärer zu. Man spricht viel mehr mit Menschen. Und zu Mittag wird schon einmal der Griller angeworfen." Außerdem, so Antoni weiter, seien sie nicht so zeitintensiv wie etwa die Formel 1. Für ihn besonders wichtig, hat er doch eine Einjährige zu Hause.

Als Mechaniker ist Daniel Antoni natürlich prädestiniert für den Job des Scrutineers – seine Berufslaufbahn verschlug ihn sogar zwischenzeitlich in eine kleine Motorsport-Firma. Hilfreich sei dieses Know-how, notwendig hingegen nicht: "Es muss einfach ein Grundinteresse da sein."

Man ist viel näher am Motorsport dran, an den Autos, der Technik.
Daniel Antoni

Marketing, Motorsport und Volksschule

Ein AMF-Scrutineer kann also auch Pädagog:in oder Kommunikationswissenschaftler:in sein. Oder beides, so wie Vanessa Holzeis. Seit 2022 ist sie ausgebildete Volksschullehrerin, ihr Studium der Publizistik- und Kommunikationswissenschaften steht kurz vor der Chequered Flag, der Zielflagge, außerdem arbeitet sie Teilzeit im Marketing bei einer Pkw- und Lkw-Ersatzteilefirma. Und wenn dann noch Zeit bleibt – und das ist etwa acht- bis zehnmal im Jahr, wie sie sagt – sei sie an der Rennstrecke, wo sie als Scrutineer in der Ausbildung (auch hier: kurz vor der Chequered Flag) Fahrzeuge und Sicherheitsausrüstung kontrolliert.

Am besten gefalle ihr die Zusammenarbeit mit den Menschen – Techniker:innen, Sportkommissar:innen, aber auch Fahrer:innen. Und klar: Ein großes Interesse am Motorsport habe sie auch. Das kommt übrigens nicht von irgendwo: "Mein Vater und meine Großeltern haben Motorradsport betrieben – ich bin an der Rennstrecke groß geworden." Außerdem war der Opa Sportkommissar bei der AMF, der Vater selbst ist aktuell Cheftechniker.

"Ich habe mir damals gedacht: Warum nicht mal selbst ausprobieren und Teil davon sein?"

Weitere Infos

Maximilian Barcelli Bildermacher

Autor:in

Maximilian Barcelli ist Redakteur beim ÖAMTC Mobilitätsmagazin auto touring, behandelt dort Stories über Aktuelles und Autos, ist vor allem aber für Motorsport zuständig. Beruflich am liebsten an der Rennstrecke, privat am liebsten am Tennisplatz. Oder in den Bergen. Meer ist natürlich auch okay.

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