Behind the box

Klar läuft hie und da jemand in oranger Verstappen-Montur durch Spielberg. Sicherlich ist mehr Verkehr als sonst an einem beliebigen Donnerstagvormittag. Und natürlich zeugen schon diverse Beschilderungen und Wegweiser von dem Sturm, der hier in 24 Stunden losbrechen wird. Doch noch dominiert die Ruhe. Es ist zehn Uhr, als Helmut und ich uns vor dem Akkreditierungszentrum in Spielberg treffen.

Hier bekommen wir alles, was wir brauchen. Pläne, Infos und vor allem: unsere Akkreditierungspässe und Parkpickerl. Damit ausgerüstet geht es weiter zum Red Bull Ring. Die erste Station dort: das Pressezentrum, quasi unsere Basis, zu der wir immer wieder zurückkehren. Um Bilder aufzubereiten. Um Interviews zu transkribieren. Zusammengefasst: Um unseren Job zu machen.

Noch aber gibt es nichts zum Aufbereiten und Transkribieren. Und ein wenig Zeit ist momentan auch. Deshalb schauen wir uns im Paddock um, dem Fahrerlager mit Motorhomes und Werkstatt-Trucks, gehen durch die Boxengasse und saugen diese ganz spezielle Atmosphäre der Ruhe vor dem Sturm auf.

302.000 Fans zählte der Red Bull Ring beim Großen Preis von Österreich 2024 – und so fühlt es sich in Spielberg ab Freitag dann auch an. Musik und Motoren vermischen sich hier zu einer akustischen Reizüberflutung. Green Carpet, Air Show – neben dem Racing ist auch das Rahmenprogramm ein Highlight. Und mittendrin: Helmut und ich.

Ein "Roundtable" wartet, wir huschen in das Alpine-Motorhome. Helmut fotografiert, ich frage. Während Helmut noch zum Pit Walk huscht, wo er die sich durch die Boxengasse schiebenden Massen ablichtet (zu sehen auf unserem Instagram-Kanal), kehre ich ins Pressezentrum zurück. Kopfhörer rein, Mails beantworten, telefonieren, transkribieren.

Am Abend wartet noch ein letzter Termin, bei dem ich erfahren werde, ob es zu einem angefragten Interview kommt. Denn für die nächste Ausgabe des auto touring ist eine Geschichte über Österreichs Nachwuchs-Motorsportler geplant und zu Gast in Spielberg ist nicht nur die Königsklasse des Motorsports, sondern mit Formel 2 und Formel 3 auch die Königsklassen des Nachwuchs-Motorsports. Der Plan: Ein Interview mit einer der heißesten Aktie der "next generation", um der Story noch etwas Internationalität zu verleihen. Doch es sollte nicht klappen. Auch Absagen sind "part of the job".

It’s raceday. Während ich noch eine spontane Interviewanfrage abschicke und das Treiben am Grid beobachte, ist Helmut mittendrin. Fotografiert Fahrer, Cars und Stars. Dann sind es nur noch wenige Minuten bis die roten Ampeln ausgehen und das Rennen startet, Helmut läuft noch zur ersten Foto-Position. Laufen tut er häufig: Mehr als 10 Kilometer sind es täglich, dabei entstehen mehr als 1.000 Bilder – ebenfalls täglich.

Bei Runde 50 treffen wir uns wieder im Pressezentrum für eine letzte Bildauswahl. Dann reisen wir ab. Erschöpft, aber glücklich. Und auch ein bisserl taub, weil uns im Zuge des Rahmenprogramms F1-Boliden aus der V8- und V10-Ära (Ferrari F2002, Red Bull RB8 und RB1) die Gehörgänge durchgeputzt haben.

See you next year, Spielberg!