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Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser

Im Interview: ÖAMTC-Techniker Dominik Darnhofer.

Ein Techniker arbeitet an einem mobilen Abgasmessgerät im Kofferraum eines Autos.

Stickoxide, CO2, Feinstaub – wird Kraftstoff verbrannt, werden neben Energie auch Schadstoffe freigesetzt. Doch wie viele davon werden beim Betrieb eines Pkw tatsächlich emittiert? Und wie misst man das eigentlich? Darüber haben wir mit ÖAMTC-Techniker Dominik Darnhofer gesprochen. Ein Teil seines Jobs besteht nämlich darin, mit dem Portable Emission Measurement System, kurz PEMS, die Emissionen von Autos im realen Betrieb zu messen. Wieso das notwendig ist, wie konkret gemessen wird und wie sauber oder dreckig moderne Autos wirklich sind, beantwortet er im ÖAMTC Blog-Interview.

Ein am Heck eines blauen Autos montiertes mobiles Abgasmessgerät.
Wie's aussieht, wenn's fertig (angeschlossen) ist: Ein Portable Emission Measurement System, kurz PEMS., © Helmut Eckler

Dominik, wieso führt ihr diese PEMS-Messungen durch?

Als ÖAMTC sind wir Mitglied bei „Green NCAP“. Das ist ein Programm, das die Umweltfreundlichkeit von Fahrzeugen bewertet. Wir sind nicht nur Mitglied, sondern zusammen mit der Technischen Universität Wien beauftragtes Labor. Die TU Wien führt die Rollenprüfstandsversuche durch und wir die Messungen im realen Fahrbetrieb auf der Straße. Außerdem unterstützen wir auch Sonderprojekte , wo wir etwa Motorräder oder Baumaschinen im Kundenauftrag vermessen. Im Grunde geht es aber immer um dasselbe: Wir wollen für unsere Mitglieder herausfinden, wie modernen Fahrzeuge emittieren und funktionieren.

Ein Techniker arbeitet an einem mobilen Abgasmessgerät im Kofferraum eines Autos.
Dominik Darnhofer und das PEMS., © Helmut Eckler

Und wie geht ihr bei diesen Messungen vor?

Vor jeder Fahrt muss das PEMS kalibriert werden, in dem wir die Messanalytik mit einem Kalibriergas überprüfen. Erst dann geht es los: Der Auspuff wird mit dem Messgerät verbunden. Während der Fahrt wird ein Teilstrom der Abgase entnommen, analysiert und wieder abgegeben. Wir sammeln die Rohemissionen und starten im Anschluss an die Testfahrt das „Postprocessing“, im Zuge dessen wir die kilometerabhängigen Emissionen berechnen.

Was messt ihr da ganz konkret?

Unser Augenmerk liegt besonders auf den limitierten gasförmige Emissionen (NOx, CO), sowie den Feinstaubemissionen PN10/PN20 und CO2.

Fährst du eigentlich irgendeine Strecke?

Nein, natürlich nicht. Wir messen gemäß den RDE-Vorgaben – das steht für „Real Driving Emissions“ – der Europäischen Union. Diese schreiben gewisse Parameter vor, wie beispielsweise, dass eine Testrunde zwischen 90 und 120 Minuten dauern muss. Außerdem muss sowohl in der Stadt als auch auf der Landstraße und Autobahn gefahren werden – und zwar zu etwa gleichlangen Teilen. Es darf freilich auch nicht extrem heiß oder kalt sein. Die Fahrtstrecke messen wir auch immer mit GPS, um unabhängig von den Fahrzeugdaten zu sein.

Wie fährst du?

Es gibt da genaue Vorgaben, um einen realen Fahrstil abzubilden. Ich darf zum Beispiel nicht zu stark, aber auch nicht zu schwach beschleunigen.

Ein blaues Auto mit einem mobilen Abgasmessgerät am Heck fährt auf einer Straße.
Einfach drauflosfahren spielt es hier nicht. Die Strecke ist vordefiniert, der Fahrstil ebenso., © Helmut Eckler

Welche Herausforderungen gibt es?

Es ist eine sehr genaue Messtechnik auf kompakten Raum – das PEMS ist also empfindlich und man muss das Gerät regelmäßig warten. Außerdem können externe Faktoren dazwischen grätschen. Zum Beispiel der Verkehr: Da fährst du eine Stunde lang und kommst in einen unvorhergesehenen Stau. Die Messung muss dann wiederholt werden – das ist zwar ärgerlich, kommt aber nicht allzu häufig vor.

Apropos häufig: Wie oft bist du mit dem PEMS unterwegs?

Ganz unterschiedlich, aber jedenfalls nicht zu selten. Für den „Green NCAP“ sind ja auch fünf bis sechs Messungen pro Fahrzeug notwendig.

Ein mobiles Abgasmessgerät im Kofferraum eines Autos.
Viel Technik auf wenig Raum., © Helmut Eckler

Letzte und vielleicht wichtigste Frage: Welche Ergebnisse habt ihr?

Ganz klar: Die Autos sind mittlerweile richtig sauber. Wir haben aktuell etwa zwei Audi A3 – einen Benziner und einen Diesel – für das ÖAMTC-Magazin auto touring getestet. Bei den Stickoxiden verursacht der Diesel nur rund 1/40 der erlaubten Menge. Beim Benziner ist der NOx-Grenzwert etwas strenger, trotzdem stößt er nur etwa 1/30 der Stickoxide aus, was die Abgasnorm Euro 6d erlaubt. Die Anzahl der Partikel liegt ebenfalls extrem unter den zugelassenen Werten: Der A3 Diesel dürfte 1.600 Mal mehr Partikel ausstoßen als bei unserer Messung, der A3 Benziner immer noch um den Faktor 230 mehr.

Zwei Personen stehen neben dem Heck von einem blauen Auto, an dessen Heck ein mobiles Abgasmessgerät montiert ist.
auto touring-Redakteur Günter Rauecker (links) und ÖAMTC-Techniker Dominik Darnhofer. , © Helmut Eckler