Die Nächsten, bitte!
Unterwegs mit der ÖAMTC-Pannenhilfe.
Eigentlich ist es hier wie bei meiner Hausärztin: Begrüßung. Kurzes Gespräch. Diagnose. Therapie. Oder in schwierigen Fällen: Überweisung. Allerdings bin ich heute nicht bei der Hausärztin ums Eck, sondern begleite meinen Kollegen Philipp Pfeiffer von der Pannenhilfe bei seinen Einsätzen. Und ich finde erstaunlicherweise einige Parallelen zur allgemeinmedizinischen Ordination.
Raus aus dem Büro, rein ins Pannenauto
Philipp und ich treffen uns am Stützpunkt Wien West. Der Grund: Ich möchte die Pannenhilfe besser kennenlernen. Die beeindruckenden Einsatzzahlen unseres "mobilen Dienstes" kenne ich aus der Theorie, aber wie ist es dann "in echt"? Fürs Kennenlernen bleibt allerdings nicht viel Zeit, denn kurz nach Dienstbeginn geht’s los: Der erste "Patient" – in Form eines Opel Corsa – wartet in der Koppstraße. Schon auf der Hinfahrt rufen wir unser Mitglied an, stellen sicher, dass die Adresse stimmt und bitten den Herrn, Clubkarte und Zulassungsschein bereitzuhalten. Wir sind schnell da – ein guter Start, denke ich. Und dann ist es eben wie bei Ärzt:innen: Philipp fragt: "Was hat er denn?", Herr K. schildert die Problematik. Und Philipp begibt sich auf Fehlersuche. Kein schwerer Fall, die Diagnose ist schnell ausgesprochen. Eine Starthilfe sichert das Weiterkommen von Herrn K. und wir verlassen den 16. Bezirk. Während Philipp den ersten Einsatz abwickelt, erscheint auf seinem Tablet im Pannenfahrzeug bereits der nächste. Die Kolleg:innen von der Dispo planen gut und wir müssen nur ein paar Mal um die Ecke.
In einer Tiefgarage im 7. Bezirk wartet der nächste "Patient". Wieder können wir, also Philipp, um genau zu sein, schnell helfen und der Herr aus Köln – Mitglied beim deutschen ADAC – kann die Weiterreise in die Türkei antreten. Wir wünschen gute Fahrt und einen schönen Heimaturlaub. "Geht das immer so schnell?", frage ich Philipp und bin ganz begeistert. "Leider nicht, manchmal sucht man schon länger nach der Ursache. Besonders enttäuschend ist es, wenn ich nicht helfen kann und eine Abschleppung organisieren muss." Also die "Überweisung" an die Kolleg:innen vom Abschleppdienst.
Es bleibt kurzweilig: Wir sind am Weg zum nächsten Einsatz, da leuchtet schon der übernächste auf. Und so geht’s den ganzen Tag. Das "Wartezimmer" ist immer voll. Für ein kleines E-Auto organisiert Philipp eine Abschleppung, weil: "Da geht nix mehr." Mein Kollege löst Sensorprobleme, gibt Starthilfe, bewahrt immer kühlen Kopf und sagt dann abschließend stets äußerst charmant: "Super, da konnten wir jetzt schnell helfen!" Obwohl ich ja wirklich nur zuschaue und manchmal wissend nicke. Aber: Immerhin übernehme ich die Anrufe an die wartenden Mitglieder und kläre die Adresse ab.
Besonders spannend: Eine Seilabschleppung
Eine Seilabschleppung im 16. Bezirk: Eine junge Frau ist verzweifelt und weiß nicht, wie sie ihr Auto in die nahe gelegene Werkstatt bringen soll. Dort könnte man ihr rasch helfen und die Ölpumpe ersetzen. "Wir" schleppen sie erfolgreich in diese Werkstatt und hoffen, dass ihr Auto bis zum nächsten Tag wieder einsatzbereit ist, denn Frau M. braucht ihr Fahrzeug dringend für den Weg in die Arbeit. Begeistertes Winken, als wir zum nächsten Einsatz kommen. Ein junger Mann in Hernals freut sich, dass wir da sind und hilft gleich aktiv mit: Er schraubt gern auch selber mal an seinem Auto, wenns sein muss, und verschwindet gleich mal unter diesem, sobald Philip den Wagenheber ausgepackt hat. "Das kommt jetzt eher selten vor, dass jemand so begeistert mithilft, aber warum nicht?", meint mein Kollege entspannt.
Ein aufgeregtes junges Mitglied wartet auf einem Supermarkt-Parkplatz. Kein schlechter Standort, da kann das Pannenfahrzeug von Philipp komfortabel parken und wir haben genug Platz für den Einsatz: "Gehört das Auto der Mama?" – "Ja voll. Und der Reifen hat ein Loch, glaub ich." Tatsächlich – aber Kautschuk machts innerhalb weniger Minuten wieder gut. "Einen Strafzettel hab´ ich heute auch schon bekommen", so die junge Dame. Das tut uns leid, aber da kann nicht einmal der ÖAMTC helfen. Die Mama wird hoffentlich ein Auge zudrücken…
Philipp über seinen Job
Die Vielfalt der Einsätze, der Kontakt mit den Menschen und die kleinen Geschichten zu jedem "Fall" – das macht die Arbeit in der Pannenhilfe für Philipp so besonders. "Jeder Tag ist komplett anders als der vorhergehende und ich weiß in der Früh nie, was mich erwartet. Das ist schon leiwand." Aber: "Musst du dich nicht manchmal auch ärgern?" – "Eigentlich nur, wenn ich ein Problem nicht lösen kann. Ich find´s optimal, wenn die Leute gleich weiterfahren können. Geht halt nur nicht immer." So auch beim letzten Einsatz, der länger dauert als gedacht. Hier wird nach mehreren Versuchen das Auto wieder in Gang zu setzen und telefonischer Rücksprache mit einem Kollegen eine Abschleppung organisiert. Wir verabschieden uns – und Philipp dreht sich noch einmal um: "Wenn die Kolleg:innen festgestellt haben, was Ihrem Fahrzeug fehlt: Ich würd´ mich freuen, wenn Sie Bescheid geben – vielleicht kommen Sie ja bald einmal in Wien West vorbei?" Auch in der Pannenhilfe gilt also: Je seltener die Krankheit, desto schwieriger die Diagnose…
Viele Einsätze später lässt Philipp mich am Stützpunkt im vierzehnten Bezirk aussteigen. Schnell noch eine letzte Frage: "Wie bist du eigentlich zum ÖAMTC gekommen?" – "Naja, eigentlich durch die Oma. Ich wusste nicht recht, wie ich weitertun soll nach der Lehrabschlussprüfung und wollte mich verändern. Da hat die Oma gesagt: Geh´ doch zum ÖAMTC! Und das hab´ ich gemacht und es taugt mir total." Da kann man nur sagen: Danke, Oma! Das war nicht nur ein guter Ratschlag für Philipp, sondern auch ein tolles Recruiting für den ÖAMTC.
Und mein Fazit: Viele Einsätze, verschiedene Problemstellungen und ganz unterschiedliche Menschen, mit denen wir zusammengekommen sind. Der Tag ist wie im Flug vergangen. Und es ist ein verdammt gutes Gefühl, helfen zu können!
An alle Omas (und Opas)
Seid wie Philipps Oma und schickt uns eure Enkelkinder! Beim ÖAMTC gibt’s abwechslungsreiche Jobs. Die aktuellsten Stellengesuche werden in unserem Karriereportal ausgeschrieben.
Autor:in
Barbara Gall leitet das Team der Öffentlichkeitsarbeit des ÖAMTC. Sie liest, spricht und telefoniert gern und viel – beruflich wie privat. Sonst ist sie gern mit ihrer Familie in Wien und rundherum unterwegs: meistens mit den Öffis, zu Fuß und mit dem Auto, manchmal auch mit einem sehr alten Fahrrad.
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