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Was mich antreibt!

Ultra-Läuferin Carmen Bacik im Portrait.

Was mich antreibt - Carmen Bacik Matthias Fenzl

Als Teamleiterin am Stützpunkt in St. Pölten sorgt sie mit ihren Kolleg:innen für die serviceorientierte Betreuung unserer Mitglieder und Kund:innen. Ob frühmorgens oder spätabends – ihren Alltag lässt Carmen bei ausgedehnten Läufen hinter sich. Für Ultraläufe, also Strecken über 42 Kilometer, treibt sie ihr Ehrgeiz an.

Was mich antreibt - Carmen Bacik Matthias Fenzl
Laufend durchs Leben, © Matthias Fenzl

Der erste Marathon

Mein größter Antrieb (und im Übrigen auch Ausgleich) ist der Sport. Heute laufe ich zwischen 2.500 und 3.000 Kilometer im Jahr. Es ist wie eine Sucht, ohne könnte ich schwer existieren. Dabei habe ich vor 15 Jahren noch keine 500 Meter geschafft. Die Freude an der Bewegung war da und ich habe recht rasch beschlossen: Ich will einen Marathon laufen! Nach ungefähr einem Jahr sind mir 27 Kilometer nicht mehr schwergefallen. Die restlichen 15 Kilometer, wusste ich, schaffe ich auch noch. Gedacht, getan, stehe ich ein paar Wochen später beim Startpunkt in Linz und treffe lustigerweise meinen Onkel. Das war ein schöner Zufall.

Den Stolz, den ich nach meinem ersten Marathon empfunden habe, kann ich nur schwer in Worte fassen: Es ist eine Art Selbstbestätigung, die dir keiner nehmen kann. Sicher, während des Laufes war ich teilweise "am Sand", mental im Nirgendwo. Als ich es dann aber ins Ziel geschafft habe, stellte sich ein derartig grandioses Gefühl ein, dass ich sofort gedacht habe: Wann ist der nächste?! Das Gefühl hat mich nicht mehr losgelassen. Heute ist mein Mann oft froh, dass ich laufen bin, wenn er mich nicht mehr aushält. Aber Spaß beiseite: Ich glaube, er ist sehr stolz auf mich und er unterstützt mich, wo er nur kann. Bei so einer zeitintensiven Leidenschaft ist die Unterstützung im Umfeld sehr wichtig.

Mein Ego und mein Ehrgeiz nehmen sich an die Hand und laufen – und mein Körper muss hinterherhechten.
Carmen Bacik

Von Mariazell bis zum Ultra-Trail

Insgesamt habe ich bisher 20 Marathons hinter mir – davon drei Ultraläufe. Meine erster langer Lauf hatte einen ernsten Anlass: Meine Tochter musste operiert werden. Das war, wie man sich vorstellen kann, eine aufreibende Zeit. Damals habe ich mir vorgenommen nach Mariazell zu laufen, wenn sie das schafft. Gesagt, getan. 12 Stunden und 83 Kilometer später stand ich am Vorplatz der Basilika Mariazell mit meiner lieben Freundin Eva, die mich mit dem Fahrrad begleitet hat. Die Erfahrung hat mir wahnsinnig viel gegeben. Und wie das so ist, wenn sich’s gut anfühlt, wollte ich mehr davon. Vor zwei Jahren bin ich dann 86 Kilometer von zu Hause nach Wien gelaufen. Mein Chef hat mich ein Stückerl begleitet, das war sehr cool. Doch, es war mir nicht genug.

Im Jänner 2023 stand ich schließlich an der Startlinie beim Abenteuer-Trail 'Burgenland Extrem'. Nein, nicht in Wanderschuhen. Ich wollte die Strecke laufen. Trotz guter Vorbereitung und einem tollen Begleitteam habe ich die 120 Kilometer leider nicht ganz gepackt. Bei Kilometer 106 war mir nicht mehr wohl. Ich konnte nichts mehr zu mir nehmen, ohne die notwendigen Kalorien fehlte mir aber die Energie. Schweren Herzens musste ich abbrechen.

Lange Läufe sind aus meiner Erfahrung zu 70 Prozent mental, 30 Prozent regelt der Körper. Aber wenn der Körper nicht mehr mitmacht, wird’s auch für den Kopf unmöglich. Außerdem wollte ich nicht im Straßengraben enden. An dem Tag war die Vernunft stärker – das ist auch gut so, auch wenn ich sehr enttäuscht von mir war. Ehrlicherweise nagt das immer noch an mir. Ich sag immer: Mein Ego und mein Ehrgeiz nehmen sich an die Hand und laufen – und mein Körper muss hinterherhechten. An dem Tag ging das leider nicht mehr. Eins ist klar: Ich probiere es wieder!

Was mich antreibt - Carmen Bacik Matthias Fenzl
Carmens Antrieb: der Laufsport, © Matthias Fenzl
Was mich antreibt - Carmen Bacik Matthias Fenzl
Carmen ist als Teamleiterin in St. Pölten tätig, © Matthias Fenzl

Das 'Runners High'

Es gibt keinen Tag, wo ich denk‘, ich mag nicht sporteln. Ich weiß auch nicht, wo das herkommt. Ich laufe auch gerne um 5 Uhr in der Früh vor dem Job, da schläft meine Tochter noch und ich kann mir die Zeit für mich herausnehmen. Meine Kolleg:innen fragen mich oft: "Wie machst du das, das könnt ich nie!" – ich sag dann: "Aufstehen und Los! So einfach geht’s!" Es gibt kaum Schöneres als in den Sonnenaufgang zu rennen. Die besten Ideen habe ich in der Früh. Es kommt dann durchaus vor, dass ich meinen Chef anrufe, um ihm etwas mitzuteilen und er verdutzt fragt: "Laufst du schon wieder?"

Beim Laufen bin ich manchmal geistig abwesend, dass ich plötzlich gar nicht mehr weiß, wo ich bin, sondern mich in einer Art Schwebezustand befinde. Wenn das passiert, bin ich im Flow, oder anders ausgedrückt, hab' das berühmte "Runners High". Das ist eine Art Rauschzustand. Es entsteht durch Geschwindigkeit und Schmerzfreiheit. Ich sag ja immer: Man ist erst dann ein:e Läufer:in, wenn man beim Laufen nicht mehr ans Laufen denkt!

Was mich antreibt - Carmen Bacik Carmen Bacik
Carmen mit ihrer Tochter..., © Carmen Bacik
Was mich antreibt - Carmen Bacik Carmen Bacik
...und ihrem Chef..., © Carmen Bacik
Was mich antreibt - Carmen Bacik Carmen Bacik
...sowie beim Marathon im Ausland , © Carmen Bacik

Bestzeit durch Teamzusammenhalt

Am ÖAMTC-Stützpunkt in St. Pölten habe ich mein berufliches Zuhause gefunden. In meiner Führungsrolle als Teamleiterin durfte ich in den letzten vier Jahren sehr viel dazulernen. Wichtig ist, den Mitarbeitenden Vertrauen zu schenken und Freiräume in ihrer Tätigkeit zu lassen, denn das motiviert. Andererseits ist es wichtig als Führungskraft anzuleiten, wenn Unterstützung gefragt ist. Ich finde gerade den Anpassungsprozess bei neuen Mitarbeitenden spannend, weil: Wer beim ÖAMTC arbeiten möchte, muss Menschen mögen und mit ihnen umgehen können. Es geht um mehr als nur fachliche Kompetenz, vor allem am Schalter. Mein Team weiß, ich bin streng, aber ich gehe an Herausforderungen mit Humor heran. Teamwork ist mir sehr wichtig.

Meine Kolleg:innen haben mich vor ein paar Jahren in einer Art Teambuilding der besonderen Art herausgefordert. Mein Chef, ein Abschleppfahrer und meine Schalterkollegin sind einen Marathon gegen mich gelaufen. Die drei als Staffel, ich allein. Es hat damals geschüttet wie aus Kübeln, aber wir hatten es wirklich lustig. Die drei haben es tatsächlich geschafft, gegen mich zu gewinnen. Nur 50 Meter standen zwischen mir und meinem Sieg, aber ich bin meine beste Zeit bisher gelaufen: 3 Stunden 37 Minuten. Win:Win tät ich sagen.

Was mich antreibt - Carmen Bacik Matthias Fenzl
Carmen läuft zwischen 2.500 und 3.000 Kilometer im Jahr, © Matthias Fenzl

Über die Portraitserie "Was mich antreibt"

Bei uns arbeiten Menschen in verschiedenen Bereichen. So vielfältig die Aufgaben, so divers sind auch die Persönlichkeiten unserer Kolleg:innen. Was treibt sie im Leben an? Woraus ziehen sie ihre Motivation? Wie sind sie zum ÖAMTC gekommen? All das und noch viel mehr erfährst du hier. Die Fotografien stammen von unserem Kollegen Matthias Fenzl. Das Gespräch führte Sandra Schmid.

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